Stolz aufs Alte
Photovoltaik und Denkmalschutz HERSBRUCK - Im Dezember hat CSU-Fraktionsführer Peter Uschalt seinen zwei Parteifreunden, den Kultus- und Umweltministern Ludwig Spaenle und Dr. Marcel Huber geschrieben, dass die Denkmalschützer es bei der Verhinderung von Photovoltaik-Anlagen übertrieben. Die Antwort steht noch aus. Aber die Hersbrucker Altstadtfreunde haben den Ministern ihre abweichende Ansicht hinterhergeschickt: Sie verteidigen das Engagement der staatlichen Konservatoren. Das von Schriftführer Helmut Süß unterzeichnete Schreiben an die zwei Fachminister greift die Beschwerde Uschalts auf, die jüngsten Einwände des derzeitigen Denkmalschützers Dipl. Ing. Thomas Wenderoth gegen Photovoltaikanlagen (PV) in Hersbruck seien willkürlich und zu weitgehend. Uschalt war aufgefallen, dass die PV-Anlagen nicht nur auf Baudenkmälern oder in der Altstadt aufs Nein des Denkmalschutzes stoßen, sondern auch am Stadtrand auf Häusern in der Nähe eines denkmalgeschützten Ortskerns - wie etwa in Altensittenbach.' Weltfremd und willkürlich seien hier die Wünsche des Konservators: Die PV-Anlage muss eine „rottonige" Oberfläche und Rahmen haben, Montagehilfen oder Metallraster dürfen „nicht sichtbar" sein und am Trapezdach soll das PV-Modul in der Kante „dem Verlauf der Dachgrate folgen". Problem der Anordnung: Solche PV-Anlagen gibt es nicht am Markt. Uschalt hält die Forderungen deshalb für unerfüllbar, bewertet sie als „reine Ermessensentscheidungen, die den Betroffenen nur schwer zu vermitteln sind. In Sachen Denkmalschutz fordert er daher die Minister auf, klarere Entscheidungskriterien zu formulieren, „die auch nachvollziehbar und frei von Willkür sind". Diesem „Hilferuf der CSU Hersbruck" (HZ-Schlagzeile) stellen die Altstadtfreunde nun ihre Wertschätzung von "Sachkenntnis und Engagement der Konservatoren des Denkmalamtes" entgegen, Süß: "Gerade diese Behörde kann den Bürgern die Bedeutung des bauhistorischen Wertes ihrer Immobilien er-lautern und ermuntern, möglichst viel von der alten Bausubstanz zu erhalten." Allerdings sei es nicht immer leicht, diesen Stolz auf das alte Gemäuer zu wecken, „denn die Scheu vor den Kosten blockiert dieses Gefühl." Die Altstadtfreunde regen daher an, mit mehr staatlichen Subventionen die Sanierung alter Bauwerke zu fördern. Solar Anlagen an neuen Häusern sind in der Regel kein Thema. Wie nahe Photovoltaik-Anlagen denkmalgeschützten Bauten kommen dürfen, ist dagegen strittig. Bei Alternativ-Energien denken die Altstadtfreunde „eher an die Wiederverwendung der einstigen Hersbrucker Mühlen zur Stromgewinnung, als an Photovoltaikanlagen auf den alten Dächern der Altstadt." Zum Abschluss ihres CSU-kritischen Statements allerdings wählen die privaten Denkmalschützer eine vermeintlich versöhnliche Formulierung: „Die Lösungen für die Sanierung von Altbauten müssen so individuell wie die Häuser selbst sein... Wer ein schlüssiges Konzept für den Umbau vorlegt, wird sicher' mit den Denkmalpflegern zu einer guten Lösung kommen." Dem aber mag CSU-Fraktionschef Peter Uschalt nicht folgen. In einer Antwort an Süß erinnert er an den Ermessensspielraum der staatlichen Konservatoren: Sie lehnten PV-Anlagen im Ensemblebereich der Altstadt auch bei Dachflächen ab, die nicht öffentlich einsehbar sind und auch an Bauwerken. die nur in der Nähe zu .Baudenkmälern stehen. Uschalt: „Hierfür gibt es im Denkmalschutzgesetz keine klaren Regelungen und es entstand immer öfter der natürlich subjektive Eindruck der Betroffenen, dass Entscheidungen willkürlich getroffen wurden. Das ganze gipfelte dann in Forderungen, welche schlicht und ergreifend nicht erfüllbar sind, da kein entsprechendes Angebot auf dem Markt verfügbar ist." Dieser große Spielraum der Konservatoren sorge in letzter Zeit gehäuft „für_ sehr viel Verdruss", bei den Bürgern. Fazit der CSU: Keinesfalls sollen „Denkmäler mit Photovoltaikanlagen zugebaut werden", man stütze die grundsätzlichen Positionen der Altstadtfreunde. Aber Ermessensentscheidungen sollten „durch eindeutig formulierte Gesetze" unterbunden werden. WALTER
GRZESIEK
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