Beim Schäfchen melken ERNHÜLL
-- Die Hersbrucker Altstadtfreunde besuchten im Rahmen ihres
Jahresthemas "Hirten" den kleinen Ort Ernhüll oberhalb von Weigendorf. Zuerst
wurde im Anwesen der Familie Pilhofer die Kuhhaltung kennen gelernt.
Während vor 50 Jahren 13 Kühe dem Hirten anvertraut wurden,
stehen heute über 20 Kühe und Kälber alleine im alten Stall, über 30
Kühe - darunter etliche trächtig - befinden sich im angebauten Stall,
nebst etlichen kleinen Kälbern; die Masse der Kühe befindet sich aber
in einem am Ortsrand erbauten neuen Laufstall.Durch den Einsatz von
Maschinen und Zupachtung von Flächen kann die große Futtermenge
bereitgestellt werden. Anschließend
begab sich die interessierte Besuchergruppe in den großen Schafstall
der Familie Ertel. Erikal Ertel war gerade dabei im Melkstand 2 x 12
Schafe "anzuzapfen". Der Melkstand ist so gebaut, dass die Melkerin
sich beim Anbringen der Saugnäpfe an die 2 Zitzen jedes Schafes nicht
bücken muss, da der Gang in der Mitte zwischen den Tieren vertieft ist. Helmut SüßDie Schafe wurden dann durch eine Hebelbewegung aus dem Stall entlassen, nachdem von jedem Schaf ca. 2 1/2 Liter Milch ausgemolken wurde. Der Hund trieb dann die Tiere ohne zu bellen in den großen Laufstall zurück und 24 ungemolkene Schafe kamen in den Melkstand. Die Milch wird nicht selbst verwertet, sondern von einer Hofkäserei in Peißenberg abgeholt und dort zu Bio-Schafskäse verarbeitet. Die Tiere sind im Stall getrennt nach melkenden Schafen, trächtigen Tieren, frisch ausgeschütteten Lämmern und älteren Lämmern. Die Jungtiere bleiben die ersten 4 Wochen ständig bei der Mutter, danach kommen sie nur tagsüber zu ihr. Die 34 älteren Bocklämmer stehen beim Zuchtbock, die älteren 38 "Mädchen", wie die weiblichen Lämmer liebevoll genannt werden, stehen extra. Während die männlichen Lämmer nach sieben Monaten geschlachtet werden, bleiben die weiblichen Lämmer zur Zucht und Milchgewinnung am Hof. Die Schafe haben ein Durchschnittsalter von ca. 9 Jahren, sind nachts auf der Weide und zwei Böcke sorgen dafür, dass immer etliche der 80 Schafe trächtig sind. Die Tragzeit eines Schafes beträgt ca. 5 Monate. Viele Fragen über Futter, Krankheiten, Pflege und Wolle wurden gestellt und von Frau Ertel geduldig beantwortet. Erst dann besuchte man die kleine Kirche in der Ortsmitte, die in 530 m Höhe eine der höchstgelegenen Kirchen unserer Gegend ist. Hüll bezeichnet ja eine Wasserstelle auf der Jurahöhe und diese befindet sich tatsächlich noch am Ortsrand.Die Jurahöhen wurden bereits weit vor der Jahrtausendwende gerodet und "Hügelgräber" in der Nähe weisen ja auf eine frühzeitige Besiedlung hin. Um die Kirche befindet sich ein Friedhof, was für eine Filialkirche außergewöhnlich ist. Die Ummauerung mit stattlichen behauenen Dolomitquadern ist eindrucksvoll. Die Steine sollen von einem untergegangenen Burgstall im Weidental stammen, den die Nürnberger um 1320 zerstörten. Die Kirche selbst wurde schon vor 1500 erwähnt, der Dachreiter wurde allerdings erst 1855 aufgesetzt. Während sich früher ein Bild der Kirchenpatronin Margareta im Altar befand, ziert ein Gemälde des auferstandenen Christus den Altar seit 1879. Beeindruckt von der schlichten aber schönen Kirche begaben sich dann die Altstadtfreunde in die Dachstube der Familie Ertel, wo Getränke bereitstanden und Schafswurst und Schafskäse probiert werden konnte. So wurde das Thema "Schaf" mit allen Sinnen erschöpfend behandelt und Vorsitzender Christian Breu bedankte sich bei den Hausherrn und besonders bei Hermann Schmitt für die Vorbereitung dieser äußerst interessanten Exkursion. |