Hirten luden zu buntem Abend Gedichte, Lieder und Geschichten unterhielten zahlreiche Besucher HERSBRUCK
- Unter dem Motto "Hirten" veranstalteten die Hersbrucker
Altstadtfreunde einen musikalischen Abend im Stadtcafé Hersbruck. Bei
dem gut besuchten "Fränkischen Abend", moderiert von Hermann Schmitt,
erklangen Hirtenrufe, Lieder, Geschichten und Musikeinlagen. Hermann Schmitt, Sohn des letzten Hersbrucker Hirten, erschien in Hirtentracht und begrüßte die Gäste mit einem selbstgereimten Mundartgedicht, in dem er sein Freude über die zahlreichen Besucher ausdrückte. Die Hangörglboum unter Gerhard Kramer stimmten mit dem Hansgörgl-Lied ein, das Altensittenbach am Fuße dieses mächtigen Berges beschreibt. Da die Altstadtfreunde demnächst einen Biohof in Ernhüll besuchen werden, wurde die Zeit des Paulus-Hirten lebendig, der dort in den 30er Jahren die Kühe des Dorfes gehütet hat. Georg Stief hatte das damals miterlebt und aufgeschrieben, was über den Hirten alles beim "Simma-Mirtel" erzählt wurde. ![]() Auch
im kleinen Bergdorf Deckersberg gab es Hirten und das Duo von Fritz
Roth und Erich Pohl besang das dortige Leben und die Liebe. Dass aber
auch in den anderen Orten die Hirten nicht immer gut gestellt waren
und oft Mühe hatten, das Essen für ihre vielen Kinder herzubringen,
klang im Gedicht vom "Kouhhirt" an: Auch Schwarzbrot ohne Butter stillt
den Hunger. Günther Euskirchen führte dann in die Geschichte des Hirtenrufes ein. Hier ruft kein Hirte, sondern er bläst in ein Horn, um die Bauern auf den beginnenden Austrieb aufmerksam zu machen. Sie ließen beim Klang des Horns, früher der Schalmei, "die Köih oh", d.h. sie öffneten die Stalltüre und banden die Ketten los, Oft erhielten die Kühe dann auch einen Schellenbogen mit einer Blechschelle oder später auch ein Lederband mit kleiner Glocke um den Hals und trotteten selbständig zum Sammelpunkt: In Altensittenbach ging es durch den Bach beim Hirtenhaus zum Anger. Günther Euskirchen ließ mehrere Hirtenrufe auf seinem Key-Board erklingen, wie sie von den notenkundigen Musikern Hans Dorn aus Happurg oder Konrad Pemsel aus Hersbruck aufgezeichnet wurden. Auch das Herdengeläute und das Richten der Schellen durch besonders kundige Hirten erläuterte er. Hier traf es sich gut, dass Nachkommen des Schellenrichters Wittmann aus Lauf anwesend waren, und Frau Riedel las auch einen Brief vor, der von der Tätigkeit dieses Schellenrichters handelte. Immer wieder wechselten nun Gedichte, von verschiedenen Mitgliedern vorgetragen, mit Musikstücken ab. Und auch große Dichter wie Clemens von Brentano oder Wilhelm Busch kamen zu Wort, die sich ebenfalls mit dem Leben und der Arbeit des Hirten beschäftigten und dies in Gedichten zum Ausdruck brachten. Zum Schluss wurde noch das Gedicht des Förrenbacher Hirtensohns Michael Pirner verlesen, das einmal sogar auf einem Kachelofen oder einer Wirtshauswand in Hersbruck stand und das der erste Museumsleiter Rudolf Wetzer dem bayerischen Ministerpräsident Goppel einst bei einem Besuch in Hersbruck vorgetragen hat, in dem es heißt, "Ferner als Geburtnhelfa, moußt du dau sei jede Zeit, Kumma moußt ba jedn Weeda, a ba Nacht, wenns nu su schneit...." HELMUT SÜß |