HZ
Montag, 28. März 2011

Hirten luden zu
buntem Abend


Gedichte, Lieder und Geschichten
unterhielten zahlreiche Besucher


HERSBRUCK - Unter dem Motto "Hirten" veranstalteten die Hersbru­cker Altstadtfreunde einen musikalischen Abend im Stadtcafé Hers­bruck. Bei dem gut besuchten "Fränkischen Abend", moderiert von Hermann Schmitt, erklangen Hirtenrufe, Lieder, Geschichten und Musikeinlagen.

Hermann Schmitt, Sohn des letz­ten Hersbrucker Hirten, erschien in Hirtentracht und begrüßte die Gäste mit einem selbstgereimten Mundartgedicht, in dem er sein Freude über die zahlreichen Besucher ausdrück­te. Die Hangörglboum unter Ger­hard Kramer stimmten mit dem Hansgörgl-Lied ein, das Altensitten­bach am Fuße dieses mächtigen Ber­ges beschreibt.

Da die Altstadtfreunde demnächst einen Biohof in Ernhüll besuchen werden, wurde die Zeit des Paulus-­Hirten lebendig, der dort in den 30er Jahren die Kühe des Dorfes gehütet hat. Georg Stief hatte das damals miterlebt und aufgeschrieben, was über den Hirten alles beim "Simma­-Mirtel" erzählt wurde.

Hermann
.

Auch im kleinen Bergdorf De­ckersberg gab es Hirten und das Duo von Fritz Roth und Erich Pohl be­sang das dortige Leben und die Lie­be. Dass aber auch in den anderen Orten die Hirten nicht immer gut ge­stellt waren und oft Mühe hatten, das Essen für ihre vielen Kinder herzubringen, klang im Gedicht vom "Kouhhirt" an: Auch Schwarzbrot ohne Butter stillt den Hunger.

Günther Euskirchen führte dann in die Geschichte des Hirtenrufes ein. Hier ruft kein Hirte, sondern er bläst in ein Horn, um die Bauern auf den beginnenden Austrieb aufmerk­sam zu machen. Sie ließen beim Klang des Horns, früher der Schalmei, "die Köih oh", d.h. sie öffneten die Stalltüre und banden die Ketten los, Oft erhielten die Kühe dann auch einen Schellenbogen mit einer Blechschelle oder später auch ein Lederband mit kleiner Glocke um den Hals und trotteten selbständig zum Sammelpunkt:

In Altensittenbach ging es durch den Bach beim Hirtenhaus zum An­ger. Günther Euskirchen ließ mehre­re Hirtenrufe auf seinem Key-Board erklingen, wie sie von den notenkun­digen Musikern Hans Dorn aus Hap­purg oder Konrad Pemsel aus Hers­bruck aufgezeichnet wurden. Auch das Herdengeläute und das Richten der Schellen durch besonders kundi­ge Hirten erläuterte er.

Hier traf es sich gut, dass Nach­kommen des Schellenrichters Wittmann aus Lauf anwesend waren, und Frau Riedel las auch einen Brief vor, der von der Tätigkeit dieses Schel­lenrichters handelte. Immer wieder wechselten nun Gedichte, von ver­schiedenen Mitgliedern vorgetragen, mit Musikstücken ab.

Und auch große Dichter wie Cle­mens von Brentano oder Wilhelm Busch kamen zu Wort, die sich eben­falls mit dem Leben und der Arbeit des Hirten beschäftigten und dies in Gedichten zum Ausdruck brachten. Zum Schluss wurde noch das Ge­dicht des Förrenbacher Hirtensohns Michael Pirner verlesen, das einmal sogar auf einem Kachelofen oder ei­ner Wirtshauswand in Hersbruck stand und das der erste Museumslei­ter Rudolf Wetzer dem bayerischen Ministerpräsident Goppel einst bei einem Besuch in Hersbruck vorgetragen hat, in dem es heißt, "Fer­ner als Geburtnhelfa, moußt du dau
sei jede Zeit, Kumma moußt ba jedn Weeda, a ba Nacht, wenns nu su schneit...."    
HELMUT SÜß


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