HZ
Mittwoch, 2. Juni 2010

 Auf Goethes Spuren in Leipzig

HERSBRUCK — „Mein Leipzig lob ich mir. Es bildet seine Leute“. So soll Goethe als Student seine Universitätsstadt gelobt haben. Zwei Tage waren für die Hersbru­cker Altstadtfreunde eigentlich zu kurz, die Stadt kennenzulernen.

Schon im Bus wurden die Besu­cher aus Hersbruck mit bedeutenden Leipzigern und mit der Geschichte der Völkerschlacht vertraut ge­macht, die im Oktober 1813 vor den Toren von Leipzig stattfand, und bei der Napoleon den vereinten Truppen der Osterreicher, Preußen, Russen und Schweden unterlegen war. Und dann stand man bei strahlendem Sonnenschein vor dem 91 Meter ho­hen Völkerschlachtdenkmal, das 100 Jahre nach der Schlacht errichtet worden war. 500 Stufen stieg man dann auf die Aussichtsplattform, um die Stadt in der Leipziger Tiefebene zu überblicken.

Leipzig

Die Hersbrucker waren in Leipzigs sanierter Altstadt unterwegs.

Dann ging es ins Zentrum, vorbei an der Deutschen Bücherei und vie­len leer stehenden Häusern. Vom Neuen Rathaus, der einstigen Plei­ßeburg aus wurden die stattlichen Handelshöfe, Zentrum der einstigen Leipziger Wirtschaft besichtigt, bis man am Alten Rathaus anlangte, das der aus Nürnberg stammende Bau­meister Hieronymus Lotter 1556 er­richtet hatte. Natürlich kam man nicht an Johann Wolfgang Goethe vorbei, der vom Naschmarkt zu Auerbachs Keller blickt. An der Thomaskirche vorbei ging es durch das Barfußgässchen zu Barthels Hof, dem letzten erhaltenen Handelshof aus der Zeit der alten Warenmessen, die ja im Fabrikzeitalter durch die Mustermessen abgelöst wurden. Über das Fregehaus, dem prächtigen barocken Romanushaus und durch die Hainstraße gelangte man bald zur Nikolaikirche, der ältesten Leip­ziger Stadtkirche mit dem wuchti­gen romanischen Westwerk. Hier fanden die Montagsgebete und die friedliche Revolution von 1989 statt, woran die Nikolaisäule erinnert. Dort wurden die Besucher in die Mittagspause entlassen und alle tra­fen sich am Nachmittag am Bachdenkmal wieder, um in der überfüll­ten Thomaskirche die Bachmotette zu genießen, die jeden Samstagnach­mittag aufgeführt wird.

Nach der Motette hatte man Gele­genheit, das große Ölportrait von Nikolaus Selnecker, die Selnecker­sakristei und das Grabmal Seine­ckers neben den anderen Sehens­würdigkeiten zu besichtigen. An­schließend ging man in die nahe Ka­tharinenstraße, um nach dem musi­kalen Genuss noch einen künstleri­schen Höhepunkt im Bildermuseum zu erleben. Frau Dr. Bashir-Hecht, die früher in Hersbruck wohnte, be­gleitete die Gruppe durch die Aus­stellung und gab besonders zu den symbolistischen Werken des Grafi­kers, Malers und Bildhauers Max Klinger erklärende Hinweise. Die unzähligen Kunstwerke, die in dem riesigen Neubau von 2004 auf 7 000 qm Ausstellungsfläche zu sehen sind, konnten nur sporadisch be­trachtet werden.

Dann ging es ins Galeriehotel, ei­nem sorgfältig renovierten Jugenstilhotel, in dem in jedem Zimmer Kunstwerke Leipziger Künstler hängen und deren Motto lautet: „Bei uns schlafen Sie mit einem Original“. Den Abend nützten viele zu einem Stadtbummel oder zum Besuch eines der zahlreichen Kabaretts.

Am Sonntag war der Vormittag wieder frei, um sich dem Kirchgang oder Ausstellungsbesuch zu widmen.Viele nützten den Tag der offenen Tür im Gewandhaus, um diesen mo­dernen Konzerthausneubau von in­nen kennenzulernen und junge Künstler bei ihren Aufführungen zu erleben.

Am Nachmittag traf man sich vor dem neu eröffneten Bachmuseum, durch das uns Musikdozent Hans Hösl, ein Nachkomme der Hersbrucker  Hopfenhändlerfamilie Schramm begleitete. Vor dem ara­bischen Coffeebaum stärkte man sich, um dann noch einen letzten Spaziergang über den Augustusplatz zum Grassimuseum anzutreten. Dieses Haus, das sich bescheiden Mu­seum für angewandte Kunst nennt, wurde nach der Renovierung von 2007 wiedereröffnet und hat uner­messliche Schätze. Einige sahen sich die bedeutende Musikinstrumentensammlung an und ließen sich die In­strumente vorspielen, andere genos­sen die Werke des Kunsthandwerks von der Antike bis zur Gegenwart mit den reichen Möbel-, Keramik ­und Metallarbeiten. Und die dritte Gruppe war erstaunt über die reich­haltige Völkerkundesammiung aus aller Welt.


  
HELMUT Suß




 'nauf