Aus dem Vereinsleben „Meister“ über die Schulter geschaut HERSBRUCK — Eine große Gruppe der Hersbrucker Altstadtfreunde fand sich in der Martin-Luther-Straße bei Martin Wieland ein, um sich zu informieren, wie in der Stadt des GitarrenfeStivals echte hand-gefertigte Gitarren entstehen. Allerlei interessante Dinge gab es für die Altstadtfreunde bei Gitarrenbauer Wieland zu sehen. Im alten Gewölbe des Flurs empfing der „Meister“ die interessierte Altstadtfreunde und führte sie in seine Werkstatt, deren Platz für die zahlreichen Besucher kaum ausreichte. Er zeigte das Holz, aus dem der Gitarrenboden gefertigt wird; ein lange abgelagertes trockenes Brett von nur zwei Millimeter Dicke. Dann erklärte er, wie die Wölbung des Bodens hergestellt und durch aufgeleimte Leisten erhalten wird. Durch die Wölbung wird das Instrument stabiler und schwingt freier. Aus den gleichen statischen und akustischen Gründen wird auch die Decke gewölbt. Wichtig ist der Leim, damit die Teile ganz fest werden. Natürlich ist das Anbringen der geschwungenen Randteile besonders schwierig. Dazu hat er verschiedene Rahmen, in die das Instrument beim Verleimen eingespannt wird. Weiterhin ist die Einrastung für die Saitenhalterung vorzusehen —mit Hilfe einer Schwalbenschwanzverbindung wird der Hals mit dem Resonanzboden verbunden. Diese muss besonders stabil sein, da durch die gespannten Saiten große Zug-kräfte dauerhaft wirken. Die Instrumente werden auf Bestellung gebaut, wobei die Entst hungszeit mit mindestens drei Monaten anzusetzen ist und auch mehrere Monate Vorlauf einzurechnen sind. Dafür wird das Instrument auf Wunsch des Bestellers auch besonders verziert. Um das Schallloch kann eine Einlage aus Perlmutt gemacht oder ganz herum am Deckel ein Grätenmuster angebracht werden. Für besonders teure Instrumente wird 60 Jahre altes Palisanderholz verwendet, das heute gar nicht mehr geschlagen werden darf. Dafür sind die Materialkosten bereits sehr hoch. Auch Fichtenholz, das gut klingt, ist meistens älter als sieben Jahre und gut getrocknet. Martin Wieland verriet auch, wie er zu dem Beruf kam. Er war lange Zeit Software-Entwickler, spielte aber schon lange Gitarre und besuchte mehrere Gitarrenbauer, bis er sich zutraute, selber ein solches Instrument zu bauen. Es war so erfolgreich und es klang so gut, dass Klaus Brandl aus Nürnberg ganz verzückt war und auch so etwas haben wollte. So begann die Musikbaukarriere. Heute wird mit verschiedenen Hölzern experimentiert und die Instrumente aus der Stadt mit der „Hirschbrücke“ werden nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz, Mexiko, Guatemala und Texas gespielt. Da er immer mehrere Instrumente zugleich baut — in verschiedenem Fertigungsstand natürlich — kann er seine Werkzeuge geschickt einsetzen und vermeidet Wartezeiten, die beim Trocknen unwillkürlich entstehen . Die interessierten Altstadtfreuilde hatten noch viele Fragen, bevor der Künstler zum Instrument griff und die Gruppe musikalisch verabschiedete. Wer noch mehr über die Hersbrucker Gitarren wissen möchte, der kann sich im Internet unter „Deerbridge-Gitarren“ ausführlich informieren. |