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Samstag, 13. März 2010

Aus dem Vereinsleben

„Meister“ über die Schulter geschaut


HERSBRUCK — Eine große Gruppe der Hersbrucker Altstadtfreunde fand sich in der Martin-Luther-Straße bei Mar­tin Wieland ein, um sich zu in­formieren, wie in der Stadt des GitarrenfeSti­vals echte hand-gefertigte Gitar­ren entstehen.

2010 03 13

Allerlei interessante Dinge gab es für  die Altstadtfreunde bei Gitarrenbauer Wieland zu sehen.

Im alten Ge­wölbe des Flurs empfing der „Meister“ die interessierte Altstadtfreunde und führte sie in seine Werkstatt, deren Platz für die zahlreichen Besucher kaum ausreichte. Er zeigte das Holz, aus dem der Gitarrenboden ge­fertigt wird; ein lange abgelagertes trockenes Brett von nur zwei Millimeter Dicke. Dann erklärte er, wie die Wölbung des Bodens hergestellt und durch aufgeleimte Leisten erhalten wird. Durch die Wölbung wird das Instru­ment stabiler und schwingt freier.

Aus den gleichen statischen und akustischen Gründen wird auch die Decke gewölbt. Wichtig ist der Leim, damit die Teile ganz fest werden. Natürlich ist das Anbringen der ge­schwungenen Randteile besonders schwierig. Dazu hat er verschiedene Rahmen, in die das Instrument beim Verleimen eingespannt wird.

Weiterhin ist die Einrastung für die Saitenhalterung vorzusehen —mit Hilfe einer Schwalbenschwanzverbindung wird der Hals mit dem Resonanzboden verbunden. Diese muss besonders stabil sein, da durch die gespannten Saiten große Zug-kräfte dauerhaft wirken.

Die Instrumente werden auf Be­stellung gebaut, wobei die Entst hungszeit mit mindestens drei Mo­naten anzusetzen ist und auch meh­rere Monate Vorlauf einzurechnen sind. Dafür wird das Instrument auf Wunsch des Bestellers auch beson­ders verziert.

Um das Schallloch kann eine Einlage aus Perlmutt gemacht oder ganz herum am Deckel ein Grätenmuster angebracht werden. Für besonders teure Instrumente wird 60 Jahre al­tes Palisanderholz verwendet, das heute gar nicht mehr geschlagen werden darf. Dafür sind die Materi­alkosten bereits sehr hoch. Auch Fichtenholz, das gut klingt, ist meis­tens älter als sieben Jahre und gut getrocknet.

Martin Wieland verriet auch, wie er zu dem Beruf kam. Er war lange Zeit Software-Entwickler, spielte aber schon lange Gitarre und be­suchte mehrere Gitarrenbauer, bis er sich zutraute, selber ein solches Instrument zu bauen. Es war so er­folgreich und es klang so gut, dass Klaus Brandl aus Nürnberg ganz verzückt war und auch so etwas haben wollte. So begann die Mu­sikbaukarriere. Heute wird mit verschiedenen Hölzern experimen­tiert und die Instrumente aus der Stadt mit der „Hirschbrücke“ wer­den nicht nur in Deutschland, son­dern auch in der Schweiz, Mexiko, Guatemala und Texas gespielt.

Da er immer mehrere Instrumen­te zugleich baut — in verschiede­nem Fertigungsstand natürlich  —  kann er seine Werkzeuge geschickt einsetzen und vermeidet Wartezei­ten, die beim Trocknen unwillkür­lich entstehen
.
Die interessierten Altstadtfreuil­de hatten noch viele Fragen, bevor der Künstler zum Instrument griff und die Gruppe musikalisch ver­abschiedete. Wer noch mehr über die Hersbrucker Gitarren wissen möchte, der kann sich im Internet unter „Deerbridge-Gitarren“ aus­führlich informieren.
HELMUT Süß



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