HZ
Donnerstag, 24. Juli 2008

Der Obere Markt bleibt wie er ist

Stadtratsmehrheit aus CSU, Rathausblock und Grünen will doch
keinen Brunnen, Schirme und Spielplatz


Markt

Wenn am Freitag wieder die Händler zum Oberen Markt kommen (hier die Biobauern
Erika und Hans Klischewski),  brauchen sie über eine neue Aufstellung oder andere
Schirme nicht mehr nachzudenken.  Der Platz bleibt wie er ist.                 Foto: gz


HERSBRUCK (gz) - Kehrtwende des Stadtrates am Oberen Markt: Kein Brunnen, keine neuen Schirme, kein Umräumen der Marktbuden. Der Platz bleibt wie er ist.

Da braucht Stadtbaumeister Lothar Grimm, der das Thema im Bauausschuss am Dienstag Abend schweigend verfolgte, jetzt eine große Schublade: Darin verschwinden alle Pläne und Entwürfe, die der Architekt in den letzten Jahren zum Oberen Markt gezeichnet hat. Auch Vorschläge beauftragter Fremdarchitekten, zahllose Briefwechsel mit Regierung, Denkmalschutzbehörde und anderen Fachinstanzen kommen dahin und drei einstimmige Beschlüsse des Bauausschusses des Stadtrats aus den letzten zwölf Monaten, wie die Gestaltung des Platzes mit Brunnen, Schirmen, Spielplatz oder Infoturm weiter entwickelt werden soll. Der schon von der Stadt beauftragte Leiter einer Jury für ein Brunnenmodell bekommt wohl eine Ausfallgage.

Eigentlich, so der Beschluss im letzten Bauausschuss des alten Stadtrats im April, sollte Grimm seine gesammelten Vorschläge nur noch einmal vor den Fraktionen darlegen, um Missverständnisse oder Details zu klären. Doch nach diesen Gesprächen kamen CSU, Rathausblock und Grüne übereinstimmend zu dem Schluss, dass ihnen die Vorschläge insgesamt nicht schmecken.

Bei einer nichtöffentlichen Haushalts-Klausur der Stadträte vor zwei Wochen in Hubmersberg wurde der Meinungsumschwung dann offenbar. Für seine CSU und den Rathausblock stellte Stadtrat Peter Matzner den Antrag, die Beschlüsse von Bau- und Kulturausschuss zum Oberen Markt aufzuheben und den geplanten Umbau aufzugeben. So wurde es jetzt am Dienstagabend gegen zwei SPD-Stimmen und die von Bürgermeister Wolfgang Plattmeier (SPD) beschlossen.

Die Begründungen aus den Fraktionen waren knapp. Robert Ilg (FRB) sprach von einer „langen und schweren Geburt “ und dankte — wie alle anderen Redner — Stadtbaumeister Grimm und seinen Mitarbeitern, um dann deren Pläne für veraltet zu erklären. Gegen einen neuen Brunnen (gedacht war an einen für Kinder benutzbaren Spielbrunnen) sei der Rathausblock schon immer gewesen, so Ilg. Besser wäre es, die vorhandenen Brunnen zu pflegen. Mit den neuen Mitgliedern seiner Fraktion nach der Wahl habe sich aber auch das Meinungsbild insgesamt geändert. Ilg: „Das Konzept war nicht so schlüssig, dass man auf Jahre damit leben kann. “ Auf einen neuen Brunnen wollte auch Grünen-Rat Holger Herrmann verzichten.

Norbert Dünkel (CSU) begründete die Umkehr mit den hohen Gesamtkosten. Er bezweifelte, ob die geplanten dauerhaften Schirme haltbar und ob die für den Markt zweimal pro Woche gedachten Aufklappschirme sinnvoll seien.

Damit wäre das jahrelange Thema schnell abgehakt gewesen. Aber Brigitta Stöber und Günther Schneider wollten für die SPD bei der Rücknahme aller Pläne auch Planungen für weitere Parkplätze am Oberen Markt ausschließen. Dazu aber sahen FRB und CSU keine Notwendigkeit. Ilg: „Wir wollen dazu heuer keinen Antrag stellen. “ Dünkel: „Es gibt ja keinen Beschluss für Parkplätze, den wir aufheben müssten. “ CSU-Fraktionskollege Norbert Thiel meinte, die Ideen der Platzgestaltung seien „nicht verkehrt “ gewesen. Man sollte sie „mal später in kleinen Schritten “ wieder aufgreifen, zumindest den Brunnen: „Ein alter und ein neuer Brunnen können sich durchaus vertragen. “


Hintergrund: Kehrtwende beim Markt

Markt

Vielfältige Stände, vielfältige Auslagen: Dr Markt bleibt wie er ist.     Foto: gz

HERSBRUCK (gz) - Wie ist der Schwenk der Rathaus-Mehrheit beim Oberen Markt zu erklären? Die HZ fragte nach.

CSU-Fraktionssprecher Peter Matzner führt an, dass im Bauausschuss des alten Stadtrats CSU-Mitglied Dr. Rolf Knipser mit SPD und Bürgermeister eine Mehrheit für eine Umgestaltung bildeten, während der Rest der CSU-Fraktion und FRB skeptisch blieben. Gleichwohl waren damals die Beschlüsse, die Planungen des Stadtbaumeister zu verfolgen, einstimmig gefallen. Robert Ilg (FRB) erklärt das damit, dass man mit dem Platz „überhaupt vorankommen wollte “. Allerdings seien er und seine Kollegen, vor allem jetzt auch die neuen Stadträte, vom Gesamtkonzept der Möblierung „nie voll überzeugt gewesen “. Ilg: „Das war eine Sammlung aller Ideen aus den Fraktionen, außer unserem Wunsch nach Parkplätzen. “

Dieses Stichwort ist für Bürgermeister Wolfgang Plattmeier der eigentliche Hintergrund für „das Fallbeil “ des Stadtrats beim Oberen Markt. Geld sei ja schon im Haushalt eingeplant worden, zudem hätte es hohe Zuschüsse gegeben. Wenn die Pläne des Stadtbaumeisters zu vielfältig gewesen wären, hätte man sie reduzieren können: „Änderungen gegenüber wären wir offen gewesen. “ Das zuletzt von den Altstadtfreunden bemühte Argument, der Platz solle wie im Mittelalter leer bleiben, habe die SPD hingegen schon vor 15 Jahren akzeptiert. Sie hätte mit dem Platz leben können, nicht aber mit Parkflächen darauf.

Wohl bis zur Bürgermeisterwahl im Jahr 2010 (Plattmeier wird dann nicht mehr kandidieren) wollen CSU und FRB das Thema Parken am Markt nicht mehr aufgreifen. Beide erkennen durchaus an, dass aufgrund der Unterschriftensammlung der SPD eine Mehrheit in der Bevölkerung dagegen ist. Notfalls, so Überlegungen bei den Sozialdemokraten, könnte man das vorerst gestoppte Verfahren für einen Bürgerentscheid wieder fortführen.

Ilg gibt zu bedenken, dass derzeit wegen der Verzögerung beim Quelle-Kaufhaus-Bau und dem dann folgenden Umbau am Posthof neue Überlegungen zur Lenkung von Verkehr und Parkern nicht sinnvoll seien. Doch für immer sei etwa die Öffnung des Nürnberger Tors nicht vom Tisch. Kollege Götz Reichel hatte zudem in der Ausschusssitzung nachgefragt, ob nicht auch die Einbahnstraßenregelung in der Spitalgasse beim Umbau aufgehoben werden könnte. Sie könnte, aber wohl nur im Rahmen eines neuen (teuren) Gesamtverkehrskonzepts.

Was bei CSU und FRB auch anklingt: Man hätte bei der Planung Markthändler und Geschäftsleute stärker mit einbeziehen müssen. Ilg: „Daraus lässt sich lernen. “



 'nauf