Dienstag, 14. Juli 2008

Im Bad der Bäder

MARIENBAD - Bei strahlendem Sonnenschein machten die Hersbrucker Altstadtfreunde eigen Tagesausflug nach Marienbad. In Eger wurde ein kurzer Aufenthalt dazu genutzt, um die Stadt wieder einmal zu durchwandern. Der Marktplatz mit den gut renovierten Häusern bot einen großartigen Anblick. Die dreieckige Form und die leichte Hanglage geben mit den stattlichen Renaissance- und Barockhäusern mit ihren hohen Dächern eigen Rahmen wie eine Theaterkulisse.

Vor dem Stöckel befand sich diesmal eine Bühne, auf der Jugendorchester aus Böhmen und Ungarn auftraten und die Zuhörer erfreuten. Nach einem kürzen Blick in den romantischen Innenhof des ,,Wa11ensteinhauses” ging es zurück zum Bahnhof und mit dem Schnellzug am Rande des Kaiserwaldes entlang nach Marienbad.

Dort getankte man durch das ernst sumpfige Tal bis zum Zentrum. Die Prämonstratenzer vom Stift Tepl ließen dieses Tal in jahrelanger Arbeit kultivieren, nachdem der Stiftsarzt Dr. Josef Nehr neben der Kreuzquelle 1791 ein Badehaus errichtet hatte, das großen Zuspruch fand. Über 43 Quellen unterschiedlicher Zusammensetzung und eisensulfathaltige Moorerde versprachen Heilung bei Erkrankungen des Magens, des Darms, der Galle, der Nieren und der Haut.

Nachdem die sich stürmisch entwickelte Gemeinde 1808 den Namen Marienbad erhalten hatte, war es vor allem der Tepler Abt Karl Reitenberger, der 1818 dem Ort den Rang eines österreichischen Kurbades verleihen ließ. Als Goethe 1820 erstmals nach Marienbad kam, bestand  der Kurort erst seit zwei Jahren. Schnell kam der Ort zu Weltruf und prächtige Hotelbauten lasten die bescheidenen Pensionen ab. Der Hauptplatz am Hang wurde als Kurpark gestalten, den das Neubad und das Casino im Neorenaissancestil und die katholische Kirche im Neubyzantinischen Stil auf der Südseite umrahmen.

Marienbad

Die Altstadtfreunde bei ihrem Ausflug nach Marienbad.                                                  Foto: privat

    
Auf der Westseite sind es die Hotels im neubarocken Stil und als Abschluss im Norden die Neue Kolonnade mit der Kreuzbrunnen-Rotunde. Die prächtige 120 m lange Wandelhalle wurde aus Gusseisen 1884 errichtet und bieten mit der großen Terrasse und der Singerden Fontäne eigen Ort mit viel Charme, Die Ausflügler bezichtigten aber zuerst das Goethehaus, das frühere Gasthaus zur goldenen Traube, das 1818 im klassizistischer Baustil errichtet worden war und in dem Goethe 1823 abgestiegen war. In diesem ältesten Haus von Marienbad befindet sich nun das Stadtmuseum, in dem ein Film über die Entstehung des Kurorts gezeigt wurde, Leider waren die Ereignisse der Jahre von 1933 bis 1946 nicht dargestellt.

Die Sammlung umfasst neben einer riesigen Gesteinssammlung die Erzeugnisse eines Badeortes, Viele schone Badebecher aus Überfangglas,  geschnitten mit Ansichten des damaligen Ortes und Fotos berühmter Badegäste wie Napoleon III, Carl Maria von Weber, Chopin, Richard Wagner, Brucker u. v. a. m. waren zu bewundern. Der Englische Kronprinz soll jahrelang nur wegen Mizzi, der hübschen Tochter eines Hutmachers, gekommen sein.

Höhepunkt war die Führung durch die Zimmerfluchten, die Johann Wolfgang von Goethe einst bewohnt hatte und wo zahlreiche originale Texte und Zeichnungen neben dem Interieur zu bestaunen waren. Verwunderung kam auf, als uns die Führerin uns fragte, ob wir Faust kennen würden. Natürlich war die Geschichte von der liebe des alten Goethe zu der 19-jährigen Baronin Ulrike von Levetzow auch allen bedankt, aber doch wieder schön. Die Marienbader Elegien sind der ergreifende Ausdruck seinen Entsagens und die alle Dame bekannte nach vielen Jahren: "Es war eine schone Zeit, die wir mit dem liebenswürdigen Goethe verlebt haben. Ich kann versichern, das,  er mir außer beim Abschied nie einen Kuss gegeben hat."
 
Nach dem Mittagessen in einem der stilvollen Hotels und einer Oblate als Nachtisch konnte jeder den Kurort auf eigene Faust durchstreifen. Einige ließen sich mit dem Fiaker durch den Ort kutschieren, andere besichtigten die englische und die russische Kirche, wanderten durch die Wälder zur Waldquelle oder spazierten einfach durch den Kurpark, um das eisenhaltige Wasser der Ambrosiusquelle zu kosten - wobei die Heilwirkung nur eintreten soll. wenn man an der richtiger Quelle trinkt. Die erste Quelle ist nämlich für ledige, die zweite für verheiratete und die dritte für geschiedene Kurgäste.
HELMUT SÜß





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