Orte der Ruhe und des Lebens Heinz Bauer referierte bei den Hersbrucker Altstadtfreunden über die Gestaltung von Plätzen Hersbruck - Wie sieht es mit den
Plätzen in Hersbruck aus? Heinz Bauer hielt bei den Hersbrucker
Altstadtfreunden genau darüber einen Vortrag mit Farbbildern
über die Gestaltung und Bedeutung von Plätzen in den
Städten mit besonderem Schwerpunkt auf Hersbruck.
Ausgehend von derb Definition, dass ein Platz eine von Gebäuden umgebene freie Fläche ist, zeigte Heinz Bauer alte Bilder vom Oberen und Unteren Markt in Hersbruck. Dort waren einst weder ein Gehsteig noch ein Baum. Vor den Häusern befanden sich vereinzelt Sitzsteine. Auch in der einstigen Wassergasse, der ehemaligen ökonomischen Keimzelle der Stadt, der heutigen Martin-Luther-Straße, war Platz für Marktstände und Händler. Man konnte auch in diesen Platz nicht einsehen. Durch Straßenkrümmungen war dies unmöglich. Eine Besonderheit ist der Kirchplatz, der früher Friedhof war, Die Umgebungsbebauung im Süden, Osten und Norden machte ihn ebenso zu einem interessanten Platz wie den Schlosshof, der in der Renaissance-Zeit als bewusst gestalteter Platz mit dem Abschluss durch die Brücke errichtet wurde. Platzen frei bei den Römern Ein Blick in die Geschichte führte zum Urtyp des Platzes, zur Agora in Athen. Dieser Platz, durch die umgebenden Säulenhallen gestaltet, war Zentrum für Handel, Gottesdienst und Kultur. Auch das Forum Romanum war zur römischen Kaiserzeit das Zentrum der damaligen Welt. Eine Freitreppe führte zu diesem Platz, auf dem Geschichte geschrieben wurde. Er war frei - nur das Standbild von Marc Aurel war die einzige Zierde. Erst als im 18. Jahrhundert die Tempel verfielen, verkam das Forum zu eine Viehweide, wie alte Stiche zeigen. ![]() Malerisch: Der Hersbrucker Schlossplatz. F.: HZ Archiv Besonders eindrucksvoll
hat Bernini den Petersplatz in Rom gestaltet. Die Gliederung erfolgt
nur durch die Pflasterung und den Obelisk. Weitere Bilder zeigten
berühmte Plätze wie der Markusplatz in Venedig, der ein
geschlossener leerer Platz ist. In Sienna ist es ein Genuss, in einem
Café z sitzen und den Menschen zuzuschauen, die sich auf dem
Platz zu schaffen machen. Die Piazza della Signora in Florenz mit dem
Standbild des David und der Platz von Lucca, der einst ein Amphitheater
war und auch heute nur durch zwei Tore betreten werden kann, sind
eindrucksvolle Orte abendländischer Kultur.
Bauer zeigte auch den Domplatz von Mailand, den quadratischen Platz von Salamanca, der von hohen Häusern umgeben, den Place Royale in Paris, der in der Barockzeit entstand, oder den wiederaufgebauten Marktplatz von Posen, dem die barocke Umbauung das Gesicht gibt. Einzig der Wenzelplatz in Prag fällt aus der Reihe. Die zahlreichen Bäume zerstören die Platzwirkung, weil sie die Architektur der umgebenden Gebäude verdecken. Während der Marktplatz von Budweiß mit dem Brunnen in der Mitte genau durch seine riesige Leere wirkt. Der Referent schwenkte nun zurück nach Hersbruck und zeigte weitere kleine und große Plätze und Straßen der Stadt. Durch den Kreisverkehr erhält das Scharfe Eck eine schöne Weite, ein großes Objekt in der Mitte könnte dies stören. Auch das Scheunenviertel hat Platzcharakter und der kleine Platz in der Hirtengasse ist romantisch wie ein Innenhof. In der Prager Straße lobte er die Gestaltung des Pflasters und die multifunktionale Nutzung der Rinne. Auch der Schlossplatz mit dem stattlichen Schulhaus und dem modernen Brunnen ergeben einen schönen Platzcharakter. Wozu nützt aber der Baum vor dem Salzstadel, der durch Steinquader geschützt werden muss? Auch die Blumenbeete, Poller und die Kette im Schlosshof stören, ebenso wie der Fahnenstangenwald. Als gute Lösung zeigte er die moderne Brücke in den Schlossgraben, der teilweise als Spielplatz genutzt wird. Am Unteren Markt erfreut die gute Randbebauung. Kritisch sieht Bauer Holzblumenkübel, Werbefiguren, Absperrungen und Betonschalen wie auch die Fülle von Verkehrsschildern. Abschließend stellte er nochmals die Frage: was ist ein Platz? Hat der Raum Qualität? Kommt die Architektur heraus? Stockt einem der Atem, wenn man ihn erstmals betritt? Es sollte der Atem der Geschichte zu spüren sein und Platz für Veranstaltungen ermöglichen, um so zu zeigen, was städtisches Leben sein kann. Vorsitzender Christian Breu dankte dem Referenten und fügte hinzu, dass Bürger keine Angst vor einem leeren Platz haben müssen und nicht meinen sollten, man müsse überall etwas hinstellen oder einrichten. Helmut Süss
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