77. Jahrgang Dezember 2007 Nummer 6 Schwalbenturm
und Schwalbentor Der Gänsturm
hieß früher so im Volksmund ---- Daneben stand ein Wehrgang-Rest mit kleinem Tor Von Albert Geng
Gänsturm
oder Schwalbenturm" lautet der Titel einer
Broschüre der Hersbrucker Altstadtfreunde von 1993, in der die
Geschichte der Hersbrucker Stadtbefestigung festgehalten wird. Als
"Gänsturm" wird der eigenartige Turm an der Ecke Braugasse
Eisenhüttlein im Hersbrucker Häuserbuch bezeichnet. Er hat
bis zu einer Höhe von zirka fünf Metern keine Fenster,
weil sich im Inneren noch der runde ehemalige Wasserturm mit einer
Mauerstärke von fast einem Meter befindet. Das Quellwasser, das in
hölzernen Röhren vom Steinberg (Röhrengebiet) herunter
kam, wurde hier im Turm gesammelt und lief dann durch einen Verteiler
in die Brunnen der Altstadt. Im Volksmund heißt dieser Turm
"Schwalbenturm" und das Straßenstück zwischen Braugasse und
Grabenstraße " Schwalbenbruck".
So
hat die Partie am Gänsturm früher ausgesehen.
Zeichnung von M. Fischer Bis um 1840 konnte man die Altstadt nur durch die drei Tore und einen kleinen Durchlass hinter dem Schloss am sogenannten Mühltor verlassen. Danach begann man die Mauer allmählich durchlässiger zu machen. Am Gänsturm wurde zunächst ein kleiner Mauerdurchbruch geschaffen, damit der Weg zu den außerhalb liegenden Gärten, zu den Bierkellern und zum Michelsberg für die Fußgänger kürzer wurde, wobei oben drüber noch der Wehrgang stehen blieb. Nun war aber an der Außenseite
der Mauer noch der Stadtgraben und da ging es um die Frage:Brücke
oder Damm? Die Stadtväter einigten sich nach längeren
Beratungen auf einen Damm, angeblich mangelte es an
Auffüllmaterial. Als die Ratsherren dann vor der Einweihung dieses
Durchgangs nach einem Namen suchten, soll ein Spötter
"Schwalbentor" vorgeschlagen haben, weil das Auffüllen so lange
gedauert habe, dass man glauben könnte, die Schwalben hätten
den Dreck hertragen müssen. Um 1860 wurde dann hier das
Reststück der Mauer abgebrochen und der Weg auch für
höhere Fahrzeuge So hat die Partie am Gänsturm früher
ausgesehen. Zeichnung von M. Fischer frei gemacht. Da hier anfangs aber
viele glaubten, zollfrei in die Stadt zu kommen musste bei Christof
Regner im Haus Eisenhüttlein 12 die vierte Zollstelle eingerichtet
werden. Karl Pfeiffer schrieb: "Gelegentlich
einer Jubiläumsfeier der Hersbrucker Feuerwehr hatte man die
Stadttore mit Inschriften geschmückt. Am Schwalbentor lautete sie:
‚Hier stand dereinst das Schwalbentor. / Heut findest du es nicht mehr
vor. / Dem Städtchen war es keine Zier. / Drum siehst du es auch
nicht mehr hier. Heute wäre man froh, wenn das Tor und der
Wehrgang nicht abgebrochen worden wären."
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