Samstag, 15. Dezember  2007

Heimat

77. Jahrgang                                                                                   Dezember 2007                                                                                  Nummer 6

Schwalbenturm und Schwalbentor
  

Der Gänsturm hieß früher so im Volksmund ---- Daneben stand ein Wehrgang-Rest mit kleinem Tor

Von Albert Geng

Gänsturm oder Schwalbenturm" lautet der Titel einer Broschüre der Hersbrucker Altstadtfreunde von 1993, in der die Geschichte der Hersbrucker Stadtbefestigung festgehalten wird. Als "Gänsturm" wird der eigenartige Turm an der Ecke Braugasse Eisenhüttlein im Hersbrucker Häuserbuch bezeichnet. Er hat bis zu einer Höhe von zirka fünf Metern keine Fenster,  weil sich im Inneren noch der runde ehemalige Wasserturm mit einer Mauerstärke von fast einem Meter befindet. Das Quellwasser, das in hölzernen Röhren vom Steinberg (Röhrengebiet) herunter kam, wurde hier im Turm gesammelt und lief dann durch einen Verteiler in die Brunnen der Altstadt. Im Volksmund heißt dieser Turm "Schwalbenturm" und das Straßenstück zwischen Braugasse und Grabenstraße " Schwalbenbruck".
  

Gänsturm

So hat die Partie am Gänsturm früher ausgesehen.                                                  Zeichnung von M. Fischer

Bis um 1840 konnte man die Altstadt nur durch die drei Tore und einen kleinen Durchlass hinter dem Schloss am sogenannten Mühltor verlassen. Danach begann man die Mauer allmählich durchlässiger zu machen. Am Gänsturm wurde zunächst ein kleiner Mauerdurchbruch geschaffen, damit der Weg zu den außerhalb liegenden Gärten, zu den Bierkellern und zum Michelsberg für die Fußgänger kürzer wurde, wobei oben drüber noch der Wehrgang stehen blieb.

Nun war aber an der Außenseite der Mauer noch der Stadtgraben und da ging es um die Frage:Brücke oder Damm? Die Stadtväter einigten sich nach längeren Beratungen auf einen Damm, angeblich mangelte es an Auffüllmaterial. Als die Ratsherren dann vor der Einweihung dieses Durchgangs nach einem Namen suchten, soll ein Spötter "Schwalbentor" vorgeschlagen haben, weil das Auffüllen so lange gedauert habe, dass man glauben könnte, die Schwalben hätten den Dreck hertragen müssen. Um 1860 wurde dann hier das Reststück der Mauer abgebrochen und der Weg auch für höhere Fahrzeuge So hat die Partie am Gänsturm früher ausgesehen. Zeichnung von M. Fischer frei gemacht. Da hier anfangs aber viele glaubten, zollfrei in die Stadt zu kommen musste bei Christof Regner im Haus Eisenhüttlein 12 die vierte Zollstelle eingerichtet werden. 

Karl Pfeiffer schrieb: "Gelegentlich einer Jubiläumsfeier der Hersbrucker Feuerwehr hatte man die Stadttore mit Inschriften geschmückt. Am Schwalbentor lautete sie: ‚Hier stand dereinst das Schwalbentor. / Heut findest du es nicht mehr vor. / Dem Städtchen war es keine Zier. / Drum siehst du es auch nicht mehr hier. Heute wäre man froh, wenn das Tor und der Wehrgang nicht abgebrochen worden wären."
 
Der Turm wurde 1801 von dem Glaser Jakob Rempel erworben. Dieser gab dem Turm sein heutiges Aussehen, indem er den Rundturm bis auf zirka fünf Meter abreißen ließ und obenauf sein Fachwerkhaus errichten ließ. Im Jahr 1881 wurde der Turm von der Stadt zurück gekauft. 1993 haben ihn die Hersbrucker Altstadtfreunde für 25 Jahre übernommen.








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