Donnerstag, 28. Juni 2007

Hersbrucker Raubrittermethoden?

Scheunenbesitzer wehrt sich auf kuriose Weise gegen berechtigten Gebührenbescheid

HERSBRUCK (jr) - Ein stummer, aber wütender Protest ziert die Frontseite eines altehrwürdigen Stadels im Hersbrucker Scheunenviertel. Auf einem großen Plakat ist die Rede von „Raubrittermethoden “ der Stadtverwaltung, Bürgermeister Wolfgang Plattmeier wird als „oberster Politbaron “ bezeichnet und „Geschwafel “ bescheinigt. Mit dem kuriosen Aushang wehrt sich Richard Munker gegen einen Gebührenbescheid wegen der Aufstellung eines Gerüsts. Der an gegriffene Bürgermeister reagiert gelassen.


Im ersten Stock der Munkerschen Scheune hängt ein zwei Meter hohes Protestplakat.  Foto: J. Ruppert

Im ersten Stock der Munkerschen Scheune hängt ein zwei Meter hohes Protestplakat.
Foto: J. Ruppert


Munker hatte das denkmalgeschützte Gebäude, das vermutlich im späten 18. Jahrhundert errichtet wurde, erworben und restauriert es weitgehend allein als Beschäftigung im „Un-Ruhestand “. Die Arbeiten ziehen sich allerdings schon über zehn Jahren hin. Der gelernte Handwerker muss das Fachwerk vielfach ausbessern und tauscht das Mauerwerk an der Fassade komplett aus.


Vor drei Jahren stellte Munker an der dem Obermühlweg zugewandten Scheunenseite ein Baugerüst auf — auf 13 Quadratmetern öffentlichem Grund. Lange drückte die Stadt beide Augen zu. Doch da sich die Sanierung hinzog und mehrmals lange Zeit nichts passierte, wurde Munker zur Zahlung von 50 Euro pro Monat verpflichtet, insgesamt schon 600 Euro plus 16 Euro Gebühren. Rechtsgrundlage ist eine städtische Satzung, die für alle Bauherren gleichermaßen gilt.

Der 73-jährige Betroffene findet dies ungerecht und macht mit dem etwa zwei Meter hohen Plakat im ersten Stock des Stadels seinem Ärger Luft. Dort heißt es zum Beispiel: „Lieber Betrachter, wie gefällt Ihnen dieser Giebel in seiner Unvollendung? Eigentlich ein Produkt Hersbrucker Rathausbürokratie unter Bgm. Plattmeier. “

Und weiter: „Unserem obersten Politbaron sein Geschwafel über das Scheunenviertel ist höchstens geeignet für eine Märchenstunde in einem Kindergarten. Diese Giebelfassade bleibt auf unbestimmte Zeit (...) als Mahnmal gegen Behördenwillkür bestehen... “

Unterzeichnet hat Munker den Protest mit seinem Namen und dem Zusatz „Mitglied der Altstadtfreunde Hersbruck “ (eigentlich ist er Zweiter Vorsitzender des Klubs). Vereinschef Christian Breu sagt aber wegen der Formulierungen und der Art der Veröffentlichung unumwunden: „Es wäre mir lieber gewesen, wenn Munker nicht „Altstadtfreunde‘ darunter geschrieben hätte. “


Nur ein Kopfschütteln hat die Stadtspitze für den streitbaren Bürger. Sie hat lange stillgehalten, nicht zuletzt auch wegen der eher versteckten Lage der Scheune. Dann aber wurde Munker aufgefordert, für das Gerüst einen Antrag auf Sondernutzung zu stellen.

Denn eine Gebühr für die Einrüstung eines Hauses war eingeführt worden, um das Erscheinungsbild Hersbrucks zu schützen. Wenn zum Beispiel in der Martin-Luther-Straße ein Haus drei Jahre eingerüstet wäre, gäbe es sicher viele Beschwerden. Solche Einwände will Munker in seinem Fall aber nicht gelten lassen: „Was ist schöner: Ein Gerüst, an dem gearbeitet wird, oder eine Scheune, die verfällt? “

Allerdings hätte die Verwaltung die Kosten aufgrund der Verschönerungen reduzieren oder erlassen können, dies aber aus rechtsstaatlichen Gründen erst nach der Genehmigung einer Sondernutzung. Bürgermeister Plattmeier nahm die Angelegenheit trotz der Angriffe locker. In einer Stadtratssitzung zitierte er den früheren Bundespräsidenten Dr. Gustav Heinemann: „Immer wenn du auf jemanden zeigst, dann zeigen drei Finger zurück. “







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