Samstag, 10. März 2007
 

Der Hersbrucker Verschönerungsverein

Verdienstvolle „Bürgerinitiative“ des 19. Jahrhunderts 
wurde bei den Altstadtfreunden gewürdigt

HERSBRUCK (hs) — Im Rahmen ihres Jahresthemas „Grün in der Stadt“ hatten die Hersbrucker Altstadtfreunde zu einem Vortrag über einen Verein eingeladen, der sich schon im 19. Jahrhundert für die Schaffung von Anlagen und Erschließung von Wegen zu den heimischen Naturschönheiten eingesetzt hatte und einiges verwirklichen konnte. Helmut Süß hatte dazu ei-nige Daten aus der Vereinsgeschichte zusammengestellt.

 Zu den Schöpfungen des Verschönerungsvereins gehörte auch die Gartenanlage an der Grabenstraße, die zunächst mit einem schützenden Zaun umgeben wurde. Aufnahme um 1900

So wurde bereits 1847 ein Landesverschönerungsverein durch den damaligen Landrichter (Landrat) Rehm gegründet der sich besonders um die Gestaltung des Michelsberggipfels mit der schönen Aussicht bemühte. Hier war es besonders der Kaminkehrermeister Andreas Fischer, der einen Aufenthaltsplatz und die terrassenartigen Treppen am Michelsberg schuf und Bäume anpflanzte. Ein viereckiger Gedenkstein mit der Aufschrift „Der Stadt Hersbruck J. A. F. 184‘ erinnert noch heute daran.,, Leider wurde dieses Erinnerungszeichen im Herbst 1853 von einer elenden Rotte umgeworfen und hierbei auch mehrere Bäume herausgerissen und geknickt sowie eine von Fischer gefertigte Cosmoramenkugel, die jedem Beschauer das Vergnügen längerer Betrachtung durch malerische Einrahmung der schönen Gegend gewährte, entwendet.“ Fischer brachte 1850 auch einen kleinen Reiseführer heraus, der als „kleiner Reisebegleiter von Nürnberg ... nach Hersbruck und Umgebung“ Fremde nach Hersbruck bringen sollte.

Die Anlagen verwilderten jedoch, nachdem der Verein nach dem Tode Fischers 1855 eingeschlafen war. Wilhelm Ulmer rief daher in seiner Chronik von 1872 wieder nach einem solchen Mann, „denn die Treppen zum Michelsberg gehen dem Verfall entgegen...

Dieser Retter kam mit dem 1872 als Mädchenlehrer nach Hersbruck versetzten Theodor Elbinger. Er gründete 1877 mit I.B. Sartorius und Andreas Raum den Verschönerungsverein für Hersbruck und Umgegend. Dieser Verein schuf die schönen Michelsberganlagen und errichtete auf dem großen Hansgörgl einen Pavillon, wohin alljährlich der Vereinsausflug im Mai ging.

Waldwege zum Steinbruch

Auch die Waldwege zum Stein-bruch wurden angelegt und auf dem so genannten Ludwigsfelsen eine von Andreas Raum gestiftete Alpenhütte errichtet. Auch die Quelle in der 30 Tagwerk großen Waldparzelle „Buch“, die ein Lieblingsspazierort der Hersbrucker war, wurde gefasst und dort Wege, Brücken und Bänke erstellt.

Schon 1885 erschien der "Führer durch Hersbruck un Umgegend", der viele Ausflüge zu den Naturschönheiten beschrieb und auf 246 Seiten mehrere Karten, Profile und Ansichten enthielt. Das Werk wurde so freundlich aufgenommen, dass es schon acht Jahre später in zweiter Auflage erschien.

Es war ein großes Loblied auf das Hersbrucker Land, wie das Vorwort zeigt, wo es u.a. heißt: „Die Umgegend von Hersbruck gehört unstreitig zu dem schönsten Gebiete des Frankenjura; denn sie bietet ihren Besuchern lachende, wasserreiche Thäler, herrlich bewaldete, aussichtsreiche, vielfach mit Burgen und Ruinen bekrönte Berge, interessante Tropfsteinhöhlen und schmucke, verkehrsreiche Orte.‘

Im „Fränkischen Kurier“ aus Nürnberg findet sich im Juli 1885 ein längerer Artikel über diesen Hersbrucker Verein, der in den acht Jahren seines Bestehens schon höchst segensreiche Einrichtungen geschaffen habe und "sich nun an ein neues größeres Werk gemacht hat, an die Errichtung eines Aussichturmes auf der Arzberg." 

Der Turm solle rund 4000 Mark kosten und werde von Fabrikbesitzer Oskar Wetzer im Akkord ausgeführt. Über die Grundsteinlegung heißt es dann. „ Zahlreiche Hersbrucker, Männlein und Weiblein auch einige Gäste aus Nürnberg hatten sich auf dem Plateau, von dem eine mächtige weißblaue Fahne wehte, die dereinst die Zinne des Thurmes zieren soll, zur Feier eingefunden. Dieselbe nahm einen überaus würdigen und gemüthlichen Verlauf. Der Vereinsvorstand Herr Lehrer Theodor Elbinger hielt eine schwungvolle Festrede und legte dann in einem Blechkasten wohlverschlossen die Stiftungsurkunde nebst einem Exemplar des Führers und der letzten Nummer des ‚Wochenblattes in den Grundstein. Bevor die üblichen Hammerschläge erfolgten, nahm noch Herr Kunstmühlbesitzer Sartorius das Wort, um gegenüber den Zweiflern das kühne Unternehmen zu rechtfertigen...‘

Gärtchen an Unterfühung

Neben dem Arzbergturm wurde dann die Anlage auf dem Bleichanger (Turnhalleninsel) und nach Schaffung der großen Unterführung in der Grabenstraße das ‚.Verschönerungsvereinsgärtchen“ geschaffen, das mit einem schmucken schmiedeeisernen Zaun eingefriedet war. Höhepunkt des Vereinslebens war sicher das 1898 gefeierte Michelsbergfest, bei dem der spätere Bürgermeister Held als Ritter Michel auftrat und zu dem bei schönstem Wetter die Besucher in Massen herbeigeströmt waren. In einem Gedicht sagte er zum Schluss:

 
„Doch drunten am Fuße des Berges liegt, 
Wie ein Kind an die Mutter hingeschmiegt, 
Mein liebes Hersbruck so hold und reich, 
Ich möchte es schier umarmen gleich.
O wachse, du reger, du lieblicher Ort, 
Des Schaffens und des Frohsinns Hort!“


Mit dem Hinweis auf die nächste Veranstaltung, den Spaziergang am 18. April von der Turnhalleninsel bis in den Rosengarten, endete der interessante Abend.
 

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