Hersbruck: eine Stadt im Grünen Jahresthema 2007 der Altstadtfreunde lautet "Vielfalt und Bedeutung des Stadtgrüne" Ein
Blick aus dem Segelflugzeug
auf die südliche Altstadt zeigt deutlich: Im Stadtkern gibt es
relativ
wenig Grün, doch am Rand schließen weite Wiesenflächen
an. An den Straßen-, Weg- und Flussrändern wachsen
Bäume.
Foto: T. Kohl
HERSBRUCK - Zum Jahresthema „Vielfalt und Bedeutung des Stadtgrüns“ luden die Altstadtfreunde in das Stadtcafe ein. Unterlegt mit Bildern gab Helmut Süß eine Einführung in das Thema. Der Blick vom Michelsberg zeigt, dass Hersbruck eine Stadt im Grünen ist. Nicht nur die Anlage am Michelsberg und die vielen Gärten in den Außenbezirken fallen auf, sondern besonders der breite Grünstreifen längs der Pegnitz. Hier sind es die großen Wiesenflächen, die wegen der Überschwemmungsgefahr freigehalten sind, und am mäandernden Flusslauf die vielen Bäume und Büsche, deren Grün die bebauten Flächen gliedert. Braucht Hersbruck daher auch in der Stadt noch grüne Inseln? Ein gedanklicher Rundgang machte klar, dass es früher kaum Bäume in der Stadt gab. So waren lediglich die beiden Linden vor der Schlossauffahrt, die Bäume im Schlossgraben, die Birke vor dem Dekanat und einige wenige Weinstöcke im Eisenhüttlein und in der Martin-Luther-Straße sichtbare grüne Inseln in der Altstadt, neben den kleinen Innenhöfen, die häufig nur Büsche und Blumen aufwiesen. Später kamen dann einige kleinwüchsige Bäume in der Martin-Luther-Straße und Platanen am Unteren Markt dazu. Erst in den letzten 20 Jahren wurde die Altstadt weiter begrünt. Dabei ist nicht das wilde Grün gemeint, das alle Freiflächen erobert, wie man am Bewuchs der Pflastersteinritzen oder von Bäumchen in Dachrinnen sehen kann. Die städtische Vegetation folgt klaren strukturellen und sozio-ökonomischen Mustern. Die Notwendigkeit und Bedeutung des Stadtgrüns hat einmal eine pla-nerische Funktion, indem es städti-sche Flächen gliedert, erschließt oder gestaltet. Die wichtige ökologische Funktion steht im Zusammenhang mit Stadtklima, Lufthygiene, Lärm und Artenschutz. Dies alles befriedigt das Erlebnis- und Erholungsbedürfnis der Stadtbewohner. Freilich treffen viele Punkte weni-ger auf eine Klein- als auf eine Großstadt zu. 80 Prozent der Menschen wohnen auf zehn Prozent der Fläche. In den grollen Städten sind zehnmal mehr Schmutzteile in der Luft als auf dem Land. Dadurch ist die Sonnenbestrahlung deutlich schwächer und kürzer, auch der Wind ist schwächer, aber die Temperaturen sind höher, die Luft trockener. Amseln überwintern Da das Stadtklirna anders ist, leben auch andere Pflanzen und Tiere in der Stadt als im Umland. Aber die Stadt ist nicht für die Pflanzen geschaffen, sondern für den Menschen, dem sie als Verkehrsknotenpunkt, kulturelles Zentrum, als Stätte industrieller Produktion und Handel dient. Trotzdem ist der Artenreichtum von Tieren groß. In einem städtischen Park leben mehr Vogelarten als in einem Fichtenwald gleicher Größe. Selbstverständlich bleibt der Wald der Eckpfeiler im Gleichgewicht der Natur, Filtersystem für Wasser und Luft, unsere grüne Lunge sozusagen. Interessant ist, dass in der Stadt nichtheimische Pflanzen wegen des anderen Klimas gedeihen können. So verbreitete sich die Nachtkerze seit dem 17. Jahrhundert, die aus Nordamerka stammt. Heute tritt sie in 15 Arten auf, dreizehn davon sind erst in Europa entstanden. Auch viele Tiere nutzen die Stadt. So bauen Schwalben ihre Nester auch dort an Häusern und Dohle, Turmfalke und Hausrotschwanz nutzen Wände als Kunstfelsen. In den Gärten überwintern Amseln, die früher Zugvögel waren, und Tauben gehören nicht nur auf dem Markusplatz in Venedig zum Stadtbild. Anhand von Bildern wurde gezeigt, wie die Altstadt mit Bäumen ausgestattet wurde. Grundsätzlich war man der Meinung, dass Bäume dort gedeihen können, wo genügend Platz ist. Wo aber nur schmale Straßen wie die Prager Straße oder zu große Bäume wie Eichen und Linden in der Stadt angepflanzt wurden, können sie unpassend oder gar störend sein. Mit einem Winterstimmungsbild, das Heinz Bauer beim ersten Schnee Anfang November am Michelsberg einfing, schloss der Abend. Helmut
Süß
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