Donnerstag, 25. Mai 2006

Hinterhöfe im Wandel

Hersbrucker Altstadtfreunde unternahmen Streifzüge

HERSBRUCK - In zwei Stadtspaziergängen suchten die Hersbrucker Altstadtfreunde einige Hinterhöfe auf. Sie machten sich Gedanken über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieser Areale, an denen man meist achtlos vorübergeht, falls man sie denn überhaupt zu Gesicht bekommt.

Beim ersten Mal ging es vorn Gänsturm im Eisenhüttlein zum Mauerweg, wo der kleine Hof der Familie Pflaum unter die Lupe genommen wurde. Ein Waschhaus, dessen First in Form des Grundstücks gebogen ist, um möglichst den Platz zu nutzen, gliedert den kleinen Hof hinter dem Wohnhaus, in dem auch noch Platz für ein Auto ist.

Viel Platz ist im Hof der Metzgerei Schwab. An der Rückseite ist noch das in Stein gehauene Metzgerwappen zu sehen. Die Nebengebäude im Hof wurden zu einem stattlichen Wohnhaus mit Veranda umgestaltet. Dieser Neubau ist eine sinnvolle Nutzung dieses ruhigen Plätzchens. Dabei wird in der Außenansicht die Gliederung durch eine Veranda aufgegriffen, wie sie bei dem Nachbargebäude seit eh und je vorhanden ist.

Nutzung als Wirtsgarten

Auch beim ehemaligen Gemüse--Zagel wurde der Hof gut genutzt und zu neuem Leben durch die Schaffung eines Wirtsgartens mit bemalter Wand und üppigem Pflanzenwuchs erweckt. Einst war hier ein Stadel für landwirtschaftliche Geräte und im Herbst waren Schafe untergebracht. Die Nebengebäude wurden zu einer Gaststube und zu Wohnungen umge-staltet. Solche Denkmäler haben Bestand, da sie sinnvoll genutzt werden, stellten die Altstadtfreunde fest.

Ein weiterer Hinterhof ist zu einem Parkplatz gestaltet. Hier wurde das ehemalige Gasthaus zur Fischküche leider abgebrochen und in den 70er Jahren zu einem Bankgebäude umgestaltet. Heute wird es von einem Textilgeschäft genutzt. Geblieben ist höchstens die Geschichte vom Grie-sen Friedel, der als Wirt in der Fischküche ein Original war. Einmal ließ er die Falltür offen, die den Abgang vom Flur in den Keller sichert. Der blinde Loni flog in den Keller hinunter und rief um Hilfe. Er wurde nach oben geschafft und als man feststellte, dass er nichts gebrochen hatte, spendierte ihm der Wirt eine große Portion Stadtwurst mit Kraut.

Bevor es dunkel wurde konnte noch der Hof zwischen List/Birner und dem Kaufhaus Schickedanz aufge-sucht werden, der als Zufahrt zu den dortigen Garagen im Anwesen Söll dient. Die kleine Frauenskulptur von der Fürther Künstlerin Gudrun Kunstmann erinnert an das Seelhaus, das einst hier stand und das mittellosen älteren Frauen Unterkunft gewährte.

Geschäft und Dachgarten

Der zweite Hinterhofrundgang führte zum Anwesen Wiedemann in die Martin-Luther-Straße. Hier wurde der einstige Stadel, der nicht mehr benötigt wurde, zur Geschäftserweiterung genützt. Auf dem Flachdach ist ein Dachgarten angebracht, der von der Familie häufig genutzt wird.

Von dort bot sich auch ein Blick auf das Anwesen Panzer. Erstaunen rief hervor, dass diese riesige Scheune, die auch noch einmal einen Gartenhof umschließt, abgebrochen werden soll. Das Gebäude dürfte ebenfalls wie das Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert stammen und ist mit dem Haupthaus durch Gewölbe verbunden. Sicher könnte es für Stellplätze im Erdgeschoss verwendet werden und so einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Es ist in seiner Schlichtheit ein beeindruckender Bau, mindestens zwölf Meter lang.

Interessant ist auch das Hirtengässchen, das eine Art Hofcharakter besitzt. Durch die Renovierung des Korbmacher Wagnerschen Hauses gewinnt dieser Platz weiterhin an Ansehen. Die frühere Scheune beim Anwesen Wilfart wurde nicht abgebrochen, sondern zu einer Garagen halle umgebaut, wie die darinnen befindlichen Gewölbe und Säulen noch bezeugen.

 

Der Panzer-Stadel Martin-Luther-Straße 21 solI abgebrochen werden F.: T. Kohl

Besonders angetan waren die Besucher von dem Hof in der Turngasse vorn Anwesen Geng, das nun der Künstler Quiske besitzt und zu seinem stilvollen und reizenden Innenhof verwandelt hat. Zusammen mit dem Nachbarhof von Reif ist es ein malerisches Ensemble. Die schönen Giebel, die den Hof begrenzen, und die kleine Laube, die schon immer dagestanden haben könnte, geben dem Hof mit dem alten Ziehbrunnen und den vielen Pflanzen ein anheimelndes Aussehen.

Während einige Altstadtfreunde noch weiter auf die Suche von Innen-höfen gingen. wendeten sich andere direkt dem schwarzen Adler zu, um bei einer guten Brotzeit über das Gesehene zu sprechen.

HELMUT SUß



'nauf