Samstag, 20. Mai 2006
Reiches Fachwerk

Hersbrucker Altstadtfreunde auf Exkursion in Südthüringen

HERSBRUCK (ep) - Bayerns Nachbarland Thüringen ist für Liebhaber alter Stadt- und Dorflandschaften schier unerschöpflich. Das konnten die Hersbrucker Altstadtfreunde bei ihrem Jahresausflug ins Henneberger Land am vergangenen Wochenende erneut erleben.

Es waren nicht spektakuläre Baudenkmäler wie die Wartburg oder der Domplatz in Erfurt, die Reiseleiter Helmut Süß diesmal als Reiseziele ausgesucht hatte, sondern vor allem die reiche Fachwerklandschaft Thüringens und einige Zeugen deutscher Kulturgeschichte.


Die Hersbrucker Reisegruppe vor einer der kunstvollen Fachwerkfassaden in Suhl-Heinrichs.

Einer davon war gleich das erste Ziel Das Schillerhaus in Bauerbach, wo der junge Dichter auf der Flucht vor seinem Herzog 1782/83 eine für ihn sehr schöpferische Zuflucht fand.

Meiningen. die erste Hauptstation der Fahrt, heute eine Kreisstadt von der Größe Laufs. trägt noch den Stempel der Residenzstadt, die es von 1680 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs für das Herzogtum Sachsen--Meiningen war Bei der Besichtigung des Residenzschlosses Elisabethenburg bekamen die Ausflügler einen Eindruck davon, wie der kunstsinnige Herzog Georg II Ende des 19. Jahrhunderts seine kleine Residenzstadt zu einem Zentrum des deutschen Theater- und Musiklebens machte. Das spiegelt sich auch im Theatermuseum, dessen Kulissenzauber in den Besuchern nostalgische Gefühle weckte. Beim Stadtrundgang zeigte Süß außer dem großen freien Marktplatz schöne alte Bürgerhäuser.

Bei der Weiterfahrt aufs Land hinaus steuerten die Hersbrucker im Dorf Rohr Thüringens ältestes Gotteshaus, die von einer Kirchenburg umschlossene Michaeliskirche mit ihrer um 820 erbauten Krypta an. Im Dorf überraschten sie die vielen mit reichem Fachwerk geschmückten Häuser. In der einstigen Waffenschmiede Suhl konnten sie sich dann in dem vorzüglichen Gasthof „Goldener Hirsch von den Strapazen des Tages erholen.

Eingekeilt zwischen Hochhäuser

Am Sonntag folgte auf den Gottesdienst in der Ulrichskirche ein kurzer Rundgang durch die kleine Fußgängerzone Suhls mit hübschen alten Häusern, die aber von nichts sagenden Hochhäusern aus der DDR Zeit förmlich eingekeilt sind. Im Stadtteil Heinrichs zeigen viele gut erhaltene Häuser aus dem 16. und 17. Jh. mit kunstvollem Fachwerk — Glanzpunkt ist das historische Rathaus welchen Wohlstand das einst in den Häusern ausgeübte Waffenhandwerk gebracht hat.

Um Waffenherstellung bis herauf in die Neuzeit ging es auch an der nächsten Ausflugsstation Zella-Mehlis beim Besuch des neuen Heimatmuseums mit dem grimmigen Namen „Museum in der Beschussanstalt („beschießen“ nannte man das Ausprobieren der Waffen). Hier gab der Museumsleiter einen interessanten Überblick über die Geschichte der Landschaft am Fuß des Thüringer Waldes. ehe er auf die in dieser Gegend im 19. Jahrhundert aufgeblühte Metall verarbeitende Industrie hinwies, aus der sein Museum spektakuläre Produkte von frühen Automobilen bis zu Büromaschinen und Waffen zeigt.

Von der neueren Industriegeschichte zurück ins Mittelalter ging es beim Besuch der mächtigen Johanniterburg Kühndorf. Das mächtige Bauwerk wurde 1313 vom Johanniterorden geschaffen und im 15. und 16. Jahrhundert von den Grafen von Henneberg ausgebaut. Bei einer Führung durch das liebevoll restaurierte alte Gemäuer staunten die Besucher über das enorme Engagement der Eigentümerfamilie.

Auf der Rückfahrt machten die Ausflügler kurz vor der bayerischen Grenze noch einmal Halt in dem kleinen Dorf Bibra, dessen Kirche überraschende Kleinöde birgt: drei Altare und ein wunderbares Kruzifix aus der Werkstatt von Tilman Riemenschneider. Auf der Heimfahrt dankte Christian Breu als Vorsitzender der Altstadtfreunde Helmut Süß für den wiederum hervorragend vorbereiteten und geführten Ausflug.

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