HERSBRUCK (hs) - Der Kontakt, der 1985
vom Hersbrucker Hirtenmuseum zum Heimatmuseum der süd-thüringischen
Doppelstadt Zella--Mehlis entstand, wird heuer aufgefrischt. Auf ihrem
diesjährigen Wochenendausflug werden die Hersbrucker Altstadtfreunde
dort Station machen und darüber staunen, was aus dem dortigen Museum
geworden ist.
Ein Kollektiv um den Bäckermeister
Werner Ansorg, der älteren Hersbruckern von seinen Auftritten beim
Hirtentag noch als Hirtenbläser und Schnurrenerzähler in guter
Erinnerung ist, hat dieses Museum auf die Stadtgeschichte von Zella-Mehlis
zugeschnitten, in der die Gewinnung und Verarbeitung von Eisen eine maßgebliche
Rolle spielte. Seit 1997 hat dieses ständig erweiterte Museum seine
Bleibe in der ehemaligen herzoglich-sächsischen Beschussanstalt von 1893
gefunden, in der alle dort hergestellten Waffen „beschossen", d.h. ausprobiert
werden mussten. (An der Decke sieht man heute noch die Trümmer der
„Rohrkrepierer“.)
Waffen aus Zella-Mehlis waren im 20. Jahrhundert
besonders die berühmten Walther-Pistolen und die Biathlon-Gewehre der
Firma Anschütz. Die große technikgeschichtliche Abteilung enthält
neben Waffen Haushaltsgeräte, Fahrräder und ein Ehrhard-Automobil
von 1899, sowie Büromaschinen der Firma Mercedes, die schon vor dem
ersten Weltkrieg eine elektrische Schreibmaschine und große Buchungsmaschinen
entwickelte.
Liebevoll ist aber auch die Landwirtschaft
samt Wald- und Weidewirtschaft dokumentiert, unter anderem mit einer Sammlung
von prächtig geschnitzten Thüringer Schellenbögen.
Geburtstadt von Klett
Aus Zella-Mehlis stammt übrigens J.F.
Klett, der in Nürnberg eine Maschinenbaufabrik gründete, die
später als MAN weltbekannt wurde. Noch eine Rarität: Die Ziseleure
der Waffen konnten auch Kupferstiche herstellen. So entstanden in Zella--Mehlis
die Druckplatten für viele Notenwerke von Johann Sebastian Bach, wie
auch die erste deutsche Briefmarke.
Für die Fahrt der Hersbrucker Altstadtfreunde
Mitte Mai sind im Bus noch einige Plätze für Interessierte frei.
Näheres bei Phil Sydenham.
Schellenbögen - nicht aus Franken,
sondern aus Thüringen.