HERSBRUCK (hs) - Zu einem
Diavortrag luden die Hersbrucker Altstadtfreunde ins Gasthaus „Zur Glocke“.
Dort führte Heinz Bauer in das Jahresthema 2006 „Hinterhöfe‘
ein.
Gerade die Hinterhöfe
(manchmal auch Innenhöfe genannt) sieht man bei einer Stadtbesichtigung
selten. Doch sie sind häufig außerordentlich reizvoll. Gerade
weil sie heute kaum noch eine Bedeutung wie einst haben, wo Brennmaterial
und landwirtschaftliche Geräte gelagert wurden. So sind sie häufig
vernachlässigt, ja manchmal heruntergekommen und daher reizen sie
die Fotografen.
Bereits 1985 hatte Michael
Kasperowitsch eine Artikelserie in der Hersbrucker Zeitung gebracht, die
er „Abenteuer in Hinterhöfen“ überschrieb. Daraus entstand dann
im folgenden Jahr ein Kalender. Bauer bezog sich nun auf diese Bilder und
stellte zum Teil neue Aufnahmen dagegen. Einige Fotos konnten kaum noch
zugeordnet werden, so stark hat sich in diesen 20 Jahren vieles verändert.
Im Mauerweg, am Unteren Markt oder im Roten Ochsen am Oberen Markt hat
sich nicht allzu viel verändert.
Bereicherung der Altstadt
Anders ist es schon in der
Turngas-se, der Martin-Luther-Straße oder im Eisenhüttlein.
Die Hinterhöfe sind vorhanden und sie sind eine Bereicherung der Altstadt.
Natürlich ist es problematisch, wenn solche Räume einer Nutzung
zugeführt werden. Denn hier erwachen schlummernde Erinnerungen derer,
die diese Höfe vor Jahrzehnten als Spielplatz nutzten .— wehmütige
Erinnerungen.
Hersbrucks Hinterhöfe
waren Thema bei den Altstadtfreunden. Wie das Bild aus der Stadtwaage zeigt,
eignet sich mancher Hinterhof durchaus als gute Stube, hier beim Musiktreff
2002 mit der Orchestergemeinschaft Hersbruck. Foto: Grzesiek
In den achtziger Jahren prunkte
als einziger öffentlicher Hinterhof der Hof des Heimat- und Hirtenmuseums.
Mit dem gepflegten Blumengarten und der hübschen Dockengalerie war
er ein beliebtes Fotomotiv für Fremde und Einheimische. Heute ist
der Garten verschwunden und der ganze Hof mit Betonsteinen gepflastert.
Dafür wurde im Mauerweg der Hinterhof des Blauen Hauses geöffnet
und bietet sich als reizvolle Bereicherung für die Bürger an.
Dieser intime Innenhof kann als absolut hochwertiger „Lebensraum‘ bezeichnet
werden.
In den achtziger Jahren beauftragte
die Stadt auch das Büro Heinemann mit vorbereitenden Untersuchungen
zur Belebung der Altstadt. Dieses schlug vor, den äußeren Blockrand
der Gebäude zu erhalten und die Innenhöfe zu öffnen und
zu gestalten. In der besten Lage am Marktplatz könnten in den Innenhöfen
durch Ausbau der Scheunen neue Geschäfte in einem heimeligen Ensemble
entstehen. Scheunen wie der Gerberstadel wurden ausgebaut, das ist aber
eine der wenigen Verwirkli-chungen des gut geplanten und teuren Gutachtens
gewesen. Ansonsten scheint es von den Stadträten wenig studiert worden
zu sein. „Hat man es nur in Auftrag gegeben, um Städtebaufördermittel
zu erhalten?", so fragte der Referent. Innerstädtischer Lebensraum
ist von höchster Qualität. In einem Hinterhof in der Prager Straße
wurde auf dem Grund einer ehemaligen Scheune ein Wohnhaus mit einem kleinen
intimen Innenhof errichtet.
Dagegen wird nun der größte
Innenhof nahe der Altstadt freigeräumt, das ehemalige Gelände
der Baufirma Scheindel. Hier hatte Heinemann 80 bis 100 Wohneinheiten eingeplant.
In mehreren Varianten sollte dieser Hof erschlossen und bebaut werden.
Eine Variante zeigt sogar einen großen Innenhof mit zwei Torhäusern.
Stark zweifelte der Referent
daran, dass das jetzige Bauvorhaben von dieser Größenordnung
in die Stadt passt. Er bezweifelte auch, dass hier kein Verdrängungswettbewerb
stattfinden werde. „Der Strukturwandel des Handels ist noch nicht abgeschlossen
und man wird sehen, wie sich die Stadt weiter entwickelt."