Donnerstag, 23. Februar 2006
 

Hinterhöfe — verkannte Kleinode im Wandel

Hersbrucker Altstadtfreunde beschäftigen sich heuer schwerpunktmäßig mit Innenhöfen 
— Hochwertiger Lebensraum

HERSBRUCK (hs) - Zu einem Diavortrag luden die Hersbrucker Altstadtfreunde ins Gasthaus „Zur Glocke“. Dort führte Heinz Bauer in das Jahresthema 2006 „Hinterhöfe‘ ein.

Gerade die Hinterhöfe (manchmal auch Innenhöfe genannt) sieht man bei einer Stadtbesichtigung selten. Doch sie sind häufig außerordentlich reizvoll. Gerade weil sie heute kaum noch eine Bedeutung wie einst haben, wo Brennmaterial und landwirtschaftliche Geräte gelagert wurden. So sind sie häufig vernachlässigt, ja manchmal heruntergekommen und daher reizen sie die Fotografen.

Bereits 1985 hatte Michael Kasperowitsch eine Artikelserie in der Hersbrucker Zeitung gebracht, die er „Abenteuer in Hinterhöfen“ überschrieb. Daraus entstand dann im folgenden Jahr ein Kalender. Bauer bezog sich nun auf diese Bilder und stellte zum Teil neue Aufnahmen dagegen. Einige Fotos konnten kaum noch zugeordnet werden, so stark hat sich in diesen 20 Jahren vieles verändert. Im Mauerweg, am Unteren Markt oder im Roten Ochsen am Oberen Markt hat sich nicht allzu viel verändert.

Bereicherung der Altstadt

Anders ist es schon in der Turngas-se, der Martin-Luther-Straße oder im Eisenhüttlein. Die Hinterhöfe sind vorhanden und sie sind eine Bereicherung der Altstadt. Natürlich ist es problematisch, wenn solche Räume einer Nutzung zugeführt werden. Denn hier erwachen schlummernde Erinnerungen derer, die diese Höfe vor Jahrzehnten als Spielplatz nutzten .— wehmütige Erinnerungen.

Hersbrucks Hinterhöfe waren Thema bei den Altstadtfreunden. Wie das Bild aus der Stadtwaage zeigt, eignet sich mancher Hinterhof durchaus als gute Stube, hier beim Musiktreff 2002 mit der Orchestergemeinschaft Hersbruck. Foto: Grzesiek

In den achtziger Jahren prunkte als einziger öffentlicher Hinterhof der Hof des Heimat- und Hirtenmuseums. Mit dem gepflegten Blumengarten und der hübschen Dockengalerie war er ein beliebtes Fotomotiv für Fremde und Einheimische. Heute ist der Garten verschwunden und der ganze Hof mit Betonsteinen gepflastert. Dafür wurde im Mauerweg der Hinterhof des Blauen Hauses geöffnet und bietet sich als reizvolle Bereicherung für die Bürger an. Dieser intime Innenhof kann als absolut hochwertiger „Lebensraum‘ bezeichnet werden.

In den achtziger Jahren beauftragte die Stadt auch das Büro Heinemann mit vorbereitenden Untersuchungen zur Belebung der Altstadt. Dieses schlug vor, den äußeren Blockrand der Gebäude zu erhalten und die Innenhöfe zu öffnen und zu gestalten. In der besten Lage am Marktplatz könnten in den Innenhöfen durch Ausbau der Scheunen neue Geschäfte in einem heimeligen Ensemble entstehen. Scheunen wie der Gerberstadel wurden ausgebaut, das ist aber eine der wenigen Verwirkli-chungen des gut geplanten und teuren Gutachtens gewesen. Ansonsten scheint es von den Stadträten wenig studiert worden zu sein. „Hat man es nur in Auftrag gegeben, um Städtebaufördermittel zu erhalten?", so fragte der Referent. Innerstädtischer Lebensraum ist von höchster Qualität. In einem Hinterhof in der Prager Straße wurde auf dem Grund einer ehemaligen Scheune ein Wohnhaus mit einem kleinen intimen Innenhof errichtet.

Dagegen wird nun der größte Innenhof nahe der Altstadt freigeräumt, das ehemalige Gelände der Baufirma Scheindel. Hier hatte Heinemann 80 bis 100 Wohneinheiten eingeplant. In mehreren Varianten sollte dieser Hof erschlossen und bebaut werden. Eine Variante zeigt sogar einen großen Innenhof mit zwei Torhäusern.

Stark zweifelte der Referent daran, dass das jetzige Bauvorhaben von dieser Größenordnung in die Stadt passt. Er bezweifelte auch, dass hier kein Verdrängungswettbewerb stattfinden werde. „Der Strukturwandel des Handels ist noch nicht abgeschlossen und man wird sehen, wie sich die Stadt weiter entwickelt."


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