HERSBRUCK (kb) — Sie entführten
ihre Zuhörer nicht nur in längst vergangene Zeiten, sondern kamen
auch stilecht im Pferdefuhrwerk: die Erzähler des Laufer Märchenzentrums
DornRosen berichteten im Hof des Hirtenmuseums einer gespannt lauschenden
Kinderschar vom Leben einer Kaufmannsfamilie und deren fantastischen Erlebnissen
auf der berühmten Goldenen Straße.
Eine Kaufmannsfamilie auf
Reisen: Die Goldene Straße führte
die Märchenerzähler
auch nach Hersbruck. Fotos: K. Bub
Schon die mittelalterlichen
Kostüme der Darsteller versetzten die Kinder ins Staunen. Und so verfolgten
die Kleinen bereits vor Beginn der Vorstellung mit großen Augen nahezu
jeden Schritt der freundlich dreinblickenden Märchenerzähler.
„Die bereiten sich gerade vor“, flüsterte ein Mädchen und rutschte
aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her.
Die Spannung legte sich etwas,
als die Kaufmannsfamilie dann endlich vor das wartende Publikum trat. Mit
einer prächtigen Kutsche seien sie die Goldene Straße entlang
gefahren und machten nun in Hersbruck kurz Station, sagten die Händler.
Doch angefangen hatte alles mit einem großen Unglück.
Der starke Ulrich, ein reicher
Kaufmann, hatte durch einen Blitz all seine Wagen verloren. Verarmt fand
er mit Frau und Kindern Unterschlupf bei seiner Mutter. Im tiefsten Herzen
jedoch blieb er Händler und wünschte sich nichts sehnlicher,
als seiner Familie die berühmte Goldene Straße zeigen zu können.
Prompt ging sein Wunsch in Erfüllung: „Auf einmal waren wir mitten
in Prag “, erzählten sie geheimnisvoll. Dort hätten sie dann
das Pferdefuhrwerk bestiegen, das sie auf dem großen Handelsweg nach
Hersbruck führte.
Jeder der kleinen Gäste
durfte einmal in den großen Korb der
Händlerin greifen und
sich etwas Leckeres herausnehmen.
Was sie auf ihrer langen
Reise so alles erlebt hatten, faszinierte schließlich Groß
und Klein. Von einem armen Bauernsohn, der König wurde, einer weisen
Waldfrau und einem listigen Landwirt, der sogar den Teufel hereinlegte,
war da zu hören. Aber auch die Geschichte von den zankenden Eheleuten,
die mittels eines Zauberfläschchens wieder friedfertig miteinander
umgehen konnten, fand lauten Applaus.
Selbstverständlich durfte
in der Märchenstunde die alte Sage, wie Hersbruck zu seinem Namen
kam, nicht fehlen. Zwischen den einzelnen Erzählungen sang das fahrende
Volk schwungvolle Lieder und animierte das Publikum zum Mitmachen.
Dass während der Aufführung
ein kleiner, aber heftiger Regenschauer für eine kurze Unterbrechung
sorgte, trübte die gute Laune der Kinder nicht im Geringsten. Schnell
eilten sie zusammen mit ihren Eltern und den Darstellern in die Scheune
des Hirtenmuseums. Und weil sie auch dort brav den Märchenerzählern
zuhörten, bekamen sie von der Kaufmannsfamilie eine Belohnung: Hanuta
für die kleinen, eine Rose für die großen Zuhörer.