Samstag, 16. Juli 2005
 

Badhäuser inspiziert

Hersbrucker Altstadtfreunde in Schnaittach unterwegs

SCHNAITTACH - Die Hersbrucker Altstadtfreunde fuhren zur Exkursion nach Schnaittach, um die dortigen Badhäuser kennen zu lernen. In der Fröschau wurden sie von Birgit Kroder-Gumann empfangen, die als Verfasserin der Schnaittacher Häuserchronik eine ausgewiesene Kennerin der Schnaittacher Heimatgeschichte ist.

Sie streifte kurz die Geschichte Schnaittachs, das 1011 erstmals erwähnt wurde, als Kaiserin Kunigunde diesen Ort, zusammen mit anderen, wie Hersbruck, dem Bistum Bamberg stiftete. Sie erläuterte die Bedeutung der Wasserversorgung ging auf die sieben öffentlicher Brunnen in Schnaittach ein und wies besonders auf das Brauhaus und die großen in den Sandstein gegrabenen unterirdischen Keller hin. Schmiede und Badhaus lagen am östlichen Ortsrand, wie in Pommelsbrunn.

Das Badhaus ist bereits seit 1366 urkundlich nachgewiesen, doch sicher schon älter. Hier wirkten die Bader im Dienste der Gesundheit. Sie bereiteten Bäder mit warmem Wasser und Schwitzbäder zu, schnitten und wuschen die Haare, rasierten und versorgten Wunden. Sie ließen die Menschen zur Ader, kümmerten sich um schmerzende Zähne und versahen die Leichenschau.

Der erste urkundlich erwähnte Ba-der war 1478 Jörg Bader, der 15 Pfennige Zins an Walpurgis und 15 Pfennig an Michaelis für seine Wiese bezahlte, Sein Nachfolger Erlein war recht verrufen, so dass die Rothenberger Burggrafen den Besuchern drohten: „Wer beim Erlein angetroffen wird, der wird an den Pranger gestellt. Wenn dieses Verbot weiterhin nicht beachtet wird, werden ihm die Ohren abgeschnitten. Doch das Badewesen breitete sich weiterhin aus, so dass 1560 sogar eine zweite Badstube in Schnaittach beim Bachwirt unterhalb der Kirche gegründet wurde. Sie bestand bis nach dem Dreißigjährigen Krieg.

Die alte Badstube scheint wie in Pommelsbrunn eingerichtet gewesen zu sein. Das nicht unterkellerte Haus wurde durch einen breiten Mittelflur geteilt. Der nördliche Bereich des Erdgeschosses war Badebereich, der andere war Privatwohnung. Doch wurde das Haus 1725 durch Umbau stark verändert. Es sind zwei Feldsteinöfen nachgewiesen, die vom Flur des Erdgeschosses aus geschürt wurden. Sie hatten gemauerte Sitzbänke und die Decke war mit Steinen eingewölbt. In der Barockzeit wurden die Schwitzbäder nach und nach durch Wannenbäder abgelöst.

Das Fachwerk des Hauses wurde vor einigen Jahren freigelegt. Leider ging der Umbau bisher noch nicht weiter. Doch so konnte man schön Reste von alten Renaissance-Fensterlaibungen, Bemalungsreste und Teile eines alten Portals erkennen.

Der letzte Bader Andreas Graf baute das Haus 1855 stark um. Sein Sohn stellte den Badebetrieb ein und betrieb fortan nur Landwirtschaft. Er errichtete dazu eine große Sandsteinscheune, die der heutige Besitzer zu einer Kulturscheune umbaute.

An ihr ging es vorbei zur Museumsgasse, wo die im Jahr 1570 errichtete Synagoge besucht wurde. In ihrem Keller befindet sich ein jüdi-sches Ritualbad, Mikwe genannt. Dieses Tauchhad war 1827 auf Anweisung des Bezirksarztes zugeschüttet worden und wurde nun wieder freigelegt. Es gab vermutlich noch mehrere Mikwen in jüdischen Häusern, so wie ja auch viele Häuser am Markt eigene Brunnen im Keller hatten.

In diesen Bädern, die Grundwasser oder fließendes Wasser hatten, tauchten Männer wie Frauen ganz ein, um sich vor dem Sabbat zu reinigen. Aber auch nach jedem Kontakt mit Blut musste man sich im Ritualbad reinigen. Da das Wasser bei acht bis zehn Grad recht frisch ist, wurde es zum Beispiel in Sulzbach mit heißen Ziegelsteinen aufgewärmt.

HELMUT Süß

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