Für zwei Pfennige gebadet und doch "geschröpft" Früherer Pommelsbruner Arzt informierte über mittelalterliches Badewesen - Dr. Braun als Retter des Badhauses HERSBRUCK
- Als Auftaktveranstaltung für das Jahresthema „Bad und Badewesen“
sprach Dr. Otto Braun bei den Hersbrucker Altstadtfreunden. Als Arzt im
Ruhestand ist er Kenner der Heilkunde und als Retter des Pommelsbrunner
Badhauses und Autor der Geschichte der Pommelsbrunner Bader ein ausgewiesener
Kenner des mittelalterlichen Badewesens.
Beim Bader - nach einem Holzschnitt aus dem Jahre 1565. Natürlich begann Dr. Braun seiner Vortrag bei den alten Römern. Sie hatten ja überall Bäder errichtet, wo sie sich niedergelassen hatten. So die Thermen von Weißenburg oder die Kaiserthermen von Trier, wo es immer kalte, lauwarme und warme Wasserbecken gab. In der Völkerwanderungszeit verfielen die Thermen. Die Germanen badeten in Flüssen, obwohl Tacitus schreibt, dass sie lieber warm als kalt baden würden. Erst mit den Kreuzzügen kamen wieder Badestuben auf deutsche Burgen und in deutsche Städte. Nachgewiesen ist ein Unglück im Jahr 1045, als beim Einsturz einer Ritterburg Bischof Bruno ums Leben kam, während Kaiser Heinrich III. in einen Badezuber fiel und den Sturz überlebte. Anhand eines Kupferstichs von 1565 erläuterte der Referent das damaIige Baderitual. Der Bader heizte nur zweimal wöchentlich sein Bad, da Holz teuer war. Der Lehrling ging durch die Straßen und schlug die Becken zusammen, um den Bürgern auf diese Art mitzuteilen, dass das Bad bereitet sei. In der Abziehstube erhielten sie die „Bade-ehr", ein Hemdchen, und die „Brouch“, eine kurze Hose. Weiterhin kauften sie einen Badehut aus Stroh. Dann ging es in die Dampfsauna, mit dem Badequast wurden sie auf der Schwitzbank traktiert, damit der Schweiß herauskam, und ein Fußbad sorgte für warme Füße. Häufig wurden dabei Nägel und Haare geschnitten und rasiert, aber auch Reiber zum Massieren waren eingesetzt. Das Baden kostete zwei Pfennig pro Mann. Aber der Bader wollte noch mehr verdienen. So setzte er Schröpfköpfe, um das „dicke unreine Blut“ herauszuziehen. Je mehr Schröpfköpfe er setzen konnte, desto teurer kam es — die Leute wurden im wahrsten Sinne des Wortes „geschröpft“. Medizinisch ist die Lehre von den Säften, die Galeen aufstellte, längst nicht mehr haltbar, aber damals glaubte man an „die schwarze Galle“. Schöne Stiche von den Nürnberger Malern Hans Sebald und Albrecht Dürer zeigten das Treiben im Frauenbad und im Männerbad Weitere zum Teil farbige Bilder machten deutlich, dass es bald nicht mehr beim getrennten Baden der Geschlechter blieb, sondern dass gemeinsam gebadet wurde. Ja, es wurde sogar gegessen, während die Menschen im Badezuber saßen. Im 16. Jahrhundert war die Blütezeit der Badekultur. Die Ausbreitung der Syphilis im 17. Jahrhundert ließ die Kultur der Badehäuser stark zurück geben. Man behauptete, die Krankheit würde durch direkte Wasserberührung verbreitet. Dies hatte zur Folge, dass die Menschen sich weniger häufig badeten. mehr puderten und mit wohlriechenden Tinkturen abgetupft wurden. Erst im 18. Jahrhundert stieg man wieder mehr in Zuber mit warmem Wasser. Damit der Dampf länger gehalten werden konnte, errichtete man ein Zelt, beziehungsweise einen Vorhang über dem Schaff. Erst Ende des 19. Jahrhunderts ging man wieder in Meer oder in Flüssen baden — mit langen züchtigen Badekleidern. In Pommelsbrunn wurde sogar ein Umkleidehäuschen über dem Högenbach bei der Weidenmühle errichtet, in dem man sich umziehen und ungesehen im Fluss eintauchen konnte. Der zweite Teil des Vortrags betraf speziell das Pommelsbrunner Badhaus, eines der wenigen erhalten ge-bliebenen mittelalterlichen Badehäuser auf Dörfern. Es wurde bereits 1486 erstmals erwähnt und bis 1863 betrieben. Die letzte Baderin. die 1905 starb. werkelte hier bis 1883. Pommelsbrunn hatte bis 1848 immer 39 Häuser, neben den 37 steuerpflichtigen Häusern gab es noch das Pfarrhaus und das Hirtenhaus. Das Badhaus hatte die Nummer 34 und war am östlichen Ortsende, etwas abgesetzt vom Dorf, gegenüber der Schmiede. Während jedes Haus nur eine Feuerstelle unterhalten durfte, hatten der Bader und der Schmied mehr Feuerstellen Um die Ausbrei-tung von Feuersbrünsten zu verhin-dern, waren diese beiden vom Dorf abgesetzt. Pommelsbrunn hatte früher keinen Pfarrer, sondern nur eine kleine Kapelle, und gehörte zur Pfarrei Happurg. Als 1486 ein Geistlicher eingesetzt wurde, erhielt dieser als Besoldung unter anderem auch Zins von der Pommelsbrunner Badstube, nämlich „dreyzehn Schilling, ein Vasnachthunn oder zehn Pfennig. Diesen Betrag hatte der „Bomelßproner bader Baltasar Schwan‘ auch 1536 an Walpurgis (Mai) und Michaelis (September) zu entrichten. 1593 wurde Paul Pfinzing nach Pommelsbrunn gerufen, um einen Bergrutsch aufzunehmen. Im Bericht des Hersbrucker Pfarrers Wirth hieß es: "....Am 5. Juli 1593 ist ein berg der Zankelstein oder Steich genannt zu Bomelßprun ober dem Badhaus mit großem Krachen im die Vesperzeit gesunken.“ Ein Plan zeigt die Lage vom Badhaus und seinen Nebengebäuden, die alle ein strohgedecktes Walmdach hatten. Vor dem Badhaus war eine „ Hüll“, eine unterirdische Quelle. die sicher rüher mehr Wasser geführt hat. Sie ist durch den Ausbau der B 14 verschwunden. Die Ausgrabungen am Badhaus
im vergangenen Jahr brachten einen unterirdischen Gewölberaum zu Ta-ge,
der als Schürhaus gedient haben dürfte. Von seiner Existenz war
bisher nichts bekannt. Mit Hilfe von Spenden konnte das Haus von dem Archäologen
Oliver Specht untersucht werden und ein genauer Plan über das Alter
und den Verlauf der Mauern gefertigt werden. Vorsitzender Christian Breu
dankte dein Referenten für seine äußerst anschaulichen
Erläuterungen und hob die humorvolle Darbietung hervor. Die Zuhörer
schlossen sich dem mit großem Applaus an. Im Sommer wird das Badehaus
in Pommelsbrunn besichtigt.
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