Donnerstag, 8. Juli 2004

In Plech wurde einst das Eisen geschmiedet

Hersbrucker Altstadtfreunde von Heinz Stark durch den Ort geführt — Bereits im 13. Jahrhundert Ioderten Schmelzöfen — Keine Stadtmauer

HERSBRUCK (hs) - „Hott Heinsel, auf Plech eini!“, so lautet der Schluss der berühmten Sage von Plech, die sogar in Grimms Deutschen Volkssagen verzeichnet ist. Da wollten die Plecher ein Rossei ausbrüten und hielten einen aufgescheuchten Hasen für ein junges, gerade ausgeschlüpftes Fohlen. Doch der Hase hörte nicht auf den Bürgermeister und lief ganz woanders hin, nur nicht nach Plech hinein.

Auch die Altstadtfreunde hatten Probleme nach Plech zu kommen doch um so schöner wurde dann der Abend. Heinz Stark „schwänzte“ sogar eine Gemeinderatssitzung, um die große Gruppe durch den Ort zu führen.

Plech liegt am Rande des Landkreises Nürnberger Land im einstigen Landkreis Pegnitz und war ein bedeutender Ort.

Noch bevor in der nahen Oberpfalz Eisen geschmiedet wurde, wurde hier bereits Eisen verhüttet. Ob es schon zur Keltenzeit ein Hüttenort war, ist umstritten, doch im 13. Jahrhundert loderten hier die Schmelzöfen.

Aus dem braunen Eisensandstein (Eisenerz), dem Kalk und der Holzkohle konnte Eisen gewonnen werden. Freilich blieb es hier bei der Handarbeit, so dass später die Gewinnung und Verarbeitung von Eisen mit Hilfe von Wasserkraft an der Pegnitz und ihren Nebenbächen den Plechern den Rang ablief. Doch die Eisengewinnurig hielt sich noch lan-ge. 1464 verlieh der Markgraf offiziell das Recht zum Eisenerzabbau.

Die Siedlung muss dann größer geworden sein, denn bald reichte das Wasser nicht mehr. So ließ man 1533 einen 50 m tiefen Ziehbrunnen graben. Heinz Stark zeigte die Stelle, wo das einstige Brunnenhaus stand. Sie ist heute durch ein Gasthaus überbaut, in dem man jedoch den Brunnen heute noch besichtigen kann.

Plech war ein Straßenmarkt an der wichtigen Straße von Nürnberg nach Eger und besonders zu den Zinngruben von Schlaggenwald, die die Nürnberger ausbeuteten.

Der Markt konnte durch ein Haus, eine Art Tor mitten in der Straße, gesperrt werden. Der Ort hatte aber keine Stadtmauer, sondern nur einen Zaun, der im Mittelalter „Eiter“ genannt wurde. Heinz Stark führte die interessierte Gruppe ein Stück weit um den Etterweg, nachdem er sein eigenes Haus, ein Fachwerkhaus mit Sandsteingiebel, gezeigt und die Schwierigkeiten bei der Renovierung erläutert hatte.

Dieses Haus war das Wohnhaus des Maurermeisters Friedrich Prey, der das Kirchenschiff 1779 im Markgrafenstil neu aufbaute. Bereits 1740 hatte er das Pfarrhaus errichtet, einen stattlichen Barockbau mit Walmdach.

Mehrmals war Plech abgebrannt, so 1606, 1631 bei Kämpfen im Dreißigjährigen Krieg, 1673 war die große Katastrophe, bei der 40 Häuser und 33 Scheunen abbrannten, und nochmals 1781 brannten durch Leichtsinn fünf Häuser und drei Scheunen ab. Ein Bäcker soll mit einer brennenden Schleiße vom Wirtshaus nach Hause gegangen sein und dadurch den Brand verursacht haben.

Die Kirche liegt erhaben am Hang des „ Gottvaterberges‘, nur eine alte, gut renovierte Fachwerkscheune von 1752 liegt oberhalb von ihr.

Über dem Eingang befindet sich die Inschrift des Erbauers, des Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander, und der beiden wichtigsten Plecher Beamten, des Pfarrers Joh. Daniel Möckel und des Richters Joh. Georg Pöhringer. Die Kirche ist schon älter; bereits 1430 ist eine Kapelle niedergebrannt worden und 1437 wird eine Kirche erwähnt.

Aus dieser Zeit dürfte der Turm stammen, der heute noch T-förmige Schießscharten trägt, wie sie für Armbrustschützen erforderlich waren. Neben dem reich geschnitzten Kanzelaltar befinden sich in der Kirche eine Wigleb-Orgel von 1770 —fast noch original — und zwei evangelische Beichtstühle von 1782. An die Kirche grenzt der Friedhof an, dessen alte Mauer aus Dolomitsteinfindlingen zurzeit renoviert wird.

Heinz Stark führte die interessierten Zuhörer weit in die Geschichte hinein — in die Zeit, als Plech dem König Konradin, dem letzten Staufer, gehörte und er erklärte geschickt, wieso es dann an Neuböhmen kam und von König Wenzel an die Burggrafen verkauft wurde. Das Wappen stammt aus der Zeit, als Plech zu Böhmen und zur Pfalz gehörte: ein aufrecht stehender doppelschwänziger Löwe auf rotem Grund.

Die Hersbrucker bedankten sich herzlich für die interessante Führung, bevor sie sich bei Plecher Bratwürsten und Landbier niederließen.
 
 

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