Samstag/Sonntag, 19./20. Juni 2004
 

Jugend und Vereine unterwegs

Seminare im Stall

HERSBRUCK (hs) — Zu einem Ausflug in die nahe Oberpfalz fanden sich überraschend viele Altstadtfreunde Hersbrucks ein. Zuerst wurde das Seminarhaus in Deinsdorf besichtigt. Es dürfte etliche hundert Jahre auf dem Buckel haben, besonders das aus Kalksteinen gemauerte Erdgeschoss. Der Dachstuhl stammt von 1864.

Deinsdorf lag ja einst genau an der Grenze zwischen Nürnberger und Sulzbacher Gebiet. Die Grenze lief mitten durch das Dorf. Sechs Anwesen unterstanden dem Pflegamt Hersbruck; diese waren nach Pommelsbrunn eingepfarrt. Es waren dies ein Eigengut der Propstei, zwei Höfe der Gugel von Diepoltsdorf, ein Hof der von Praun, ein Gut der Fürer von Haimendorf und das Hirtenhaus.

 
Die Altstadtfreunde vor der Scheune des Seminarhauses in Deinsdorf.
Dahinter der Bauernhof des Hersbrucker Vereins Justus.

Der alte Bauernhof des Seminarhauses lag östlich der Straße und dürfte damit in die Oberpfalz gehört haben. Es war einst ein Dreiseithof, dessen Stauungen von Haus und Scheune eingerahmt waren. Als die Gruppe die Gebäude 1992 erwarb, war alles noch im Urzustand. Die Stallungen waren schon einstürzgefährdet und wurden daher eingelegt. Das Haus wurde in jahrelanger Eigenarbeit saniert, wobei die alten Strukturen möglichst erhalten wurden. In der stattlichen Bauernstube mit den großen Holztischen und den typischen kleinen Fenstern konnte Platz genommen werden und staunend vernahm man, wie hier saniert wurde.

Freiwillige Helfer, Personen, die ein ökologisches Jahr ableisteten, internationale Workcampteilnehmer und die Erwerber leisteten fünf Jahre lang Schwerarbeit. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. So wurde die alte Rußküche mit dem Gewölbe funktionsfähig gemacht und auch das schadhafte Kuhstallgewölbe wurde so hergerichtet, dass es nicht nur schön aussieht, sondern auch nicht mehr riecht.

Beeindruckt nach der Hausbesich-tigung wurde noch die Ausstellung in der Scheune besichtigt, die zurzeit renoviert wird. Rund um den Hof befindet sich ein großes Garten- und Wiesengelände, auf dem Schafe weiden. Angrenzend an den Hof ist der Hof, der vom Verein „Justus“ hergerichtet wird.

Die Mühle in Oed wurde bereits um 1300 erwähnt. Das gusseiserne Wasserrad, dessen Stelle man außen noch gut erkennen kann, wurde 1932 durch eine Turbine ersetzt und somit die 20-fache Energie gewonnen. Einst war es ein Hammer, später dann eine Mahlmühle. Die Mahleinrichtung ist noch komplett in der hinteren Haushälfte des vorbildlich sanierten Gebäudes erhalten. Herr Bräutigam erläuterte die Funktion von Elevatoren und Mahlgängen und Frau Bräutigam zeigte die baulichen Veränderungen, die erforderlich wurden. Vor allem war in der Nachkriegszeit viel Holz aus dem Dachstuhl entfernt worden und auch das undichte Schieferdach tat einiges dazu, dass der viergeschossige, liegende Dachstuhl von 1820 aufwändig saniert werden musste.

Das Haus war einst Ölmühle, Glasschleife, Bronzehammer, Sommerfrische, Bäckerei und Mehlmühle, und alle diese Zeiten haben Spuren hinterlassen. Von der Sommerfrische sieht man noch die Zimmer im Anbau des Pferdestalls, die nach dem Krieg als Arbeiterwohnungen ausgebaut wurden. Auch ein Schwimmbad befand sich auf dem Grundstück. Von der Bäckerei, die vom damaligen Besitzer Pickel betrieben wurde, befindet sich noch die Front des großen, verkachelten Dampfbackofens in einem Zimmer.

Nach der ausführlichen Führung, die auch durch die alternativ beheizten Wohnräume ging, machte es sich die Gruppe in der historischen Stube an den langen Holztisch zu einer Weinprobe bequem. Und je besser der Schinken mit dem Bauernbrot mundete, um so lauter wurde dem Raum, bis man zu später Stunde sich auf den Heimweg machte.

www.oedmuehle.net,     www.seminarhaus-deinsdorf  

 

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