1. FC Nürnberg - TSV Winkelhaid

21:23 (13:12)

In einem heißen Spiel in der eisigen Club-Halle blieben die Winkelhaiderinnen auf Kurs und besiegten den 1. FC Nürnberg mit 23:21. Sie behielten damit jetzt schon in der dritten Woche die alleinige Tabellenführung und ihre weiße Weste bei jetzt 14:0 Punkten. Dahinter lauern jedoch weiter der HCD Gröbenzell, der Winkelhaids nächsten Gegner Bayreuth mit 33:18 aus der Halle fegte, mit 12:2 Punkten, der ASV Dachau, der sich für die unerklärlich hohe Niederlage in Erlangen  mit einem ebenso klaren 29:20 gegen Vaterstetten rehabilitierte, mit 12:4 Punkten und der TSV Ismaning, der dem HC Sulzbach beim 41:26 eine Lehrstunde verpasste, mit 10:4 Punkten.

In der nicht geheizten Halle war es zum Ende eine reine Willensangelegenheit die über Sieg und Niederlage entscheiden sollte. Und da hatte der TSV mit kalten Nasen aber heißen Herzen die Nase offenbar um einen Bruchteil vorne. Angefeuert von den viel positive Stimmung verbreitenden Mitspielerinnen auf der Bank und den mehrheitlich dem Winkelhaider Lager angehörenden Zuschauern auf der Tribüne bog man ein Spiel um, in dem man lange Zeit nicht den gewohnten Rhythmus fand und über weite Strecken einem Rückstand von bis zu 3 Toren hinterherlaufen musste.

Ein Wellental der Gefühle wurde laufend durchlebt, als die Abwehr phasenweise so sicher stand, dass Nürnberg keinen Weg zu einem vernünftigen Abschluss fand, nur um dann für Minuten keine Hand an den Gegner zu bringen, der es immer wieder mit einfachsten aber effektiven Mitteln verstand Lücken in der Deckungsmauer des TSV zu finden. Auf der anderen Seite hatte man selten ein solches Fehlwurffestival erlebt, wie an diesem Spätnachmittag. Weit über zehn Mal hatte man nach gut 5 Minuten bereits auf das von Martina Ebersberger glänzend gehütete Tor des Club geworfen und nur gerade zweimal den Ball auch hinein befördert. Dieses 2:0 resultierte daraus, dass man den Gastgeberinnen bis dahin keine Chance gegen das Abwehrbollwerk des TSV ließ. Eigentlich war man auf einem guten Weg, doch zehrten wahrscheinlich die vielen versiebten Großchancen so sehr an den Nerven, das man vor der defensiven Club-Deckung in eine eigenartige Lähmung verfiel. Standhandball, Probleme beim Fangen und fehlende Zweikampfbereitschaft ebneten dem Kontrahenten den Weg seine stärkste Waffe – den Tempogegenstoß - einzusetzen. In diesem Punkt hatte Nürnberg gegenüber dem TSV eindeutige Vorteile und drehte den Rückstand innerhalb von wenigen Minuten in eine 7:4 Führung, die auch beim 11:8 und 13:10 noch Bestand hatte. Erst als der TSV endlich einmal einen eigenen Konter über Sandra Christlein konsequent durchzog und Christiane Antos es fertig brachte den letzten Freiwurf durch die Nürnberger Abwehrmauer hindurch direkt ins Tor zu befördern, war man zur Halbzeit beim 12:13 wieder auf Schlagdistanz heran.

In der Halbzeitbesprechung war man sich einig vor allem die Absprachen gegen die vielen Übergänge der Halbspielerinnen Nürnbergs zu verbessern. Mit der gewohnten flexiblen 5:1 Deckung hatte man zwar die Nürnberger Top-Torjägerin Sabine Stockhorst gut im Griff, die nur auf 3 Treffer kam, jedoch zunehmend immer wieder Probleme gegen das mit Erfolg angewandte Spielkonzept des Gegners. Die Besprechung half. Konsequenteres Verschieben auf die Ballseite bei langen Pässen und die frühzeitige Übernahme der Kreisspieler verhinderten jetzt leichte Gegentore mittels Durchbrüchen. Mangels Rückraumwerferinnen hatte der Club somit im Positionsspiel nicht mehr viel entgegen zu setzen und musste demnach noch mehr als ohnehin schon auf seine Konterstärke bauen. Doch auch im Rückzugsverhalten war eine Steigerung des TSV zu erkennen, so dass der Gegner in der zweiten Halbzeit lediglich auf weiter 8 Treffer kam. Auch ein Verdienst der guten Janine Wiesen im Winkelhaider Tor, die vor allem in der entscheidenden Schlussphase wichtige Bälle hielt. Probleme hatte der TSV hingegen weiter im Angriff. Immer noch fehlten die Dynamik und das Passtempo, mit dem man eine 6-0 Formation hätte auseinander nehmen können. So wurden auch über weite Strecken die Rückraumqualitäten einer Christiane Antos, Konni Beck oder Nina Custovic nur ungenügend eingesetzt. Dies änderte sich schlagartig nach gut 40 Spielminuten, als sich die Winkelhaiderinnen aufmachten endlich den Angriffswirbel aufzuziehen, den man von ihnen in den bisherigen Spitzenpartien gewohnt war. So konnten sie in der Folge den 14:16 Rückstand in eine 20:16 Führung umwandeln. Endlich wurden die unter der Woche intensiv und gut trainierten Kreuzbewegungen angesetzt und Christiane Antos ins Spiel gebracht. Konni Beck nutze konsequent die jetzt entstandenen Lücken in der gegnerischen Deckung und auch Sandra Christlein am Kreis bekam die notwendigen Freiräume um wichtige Treffer zu markieren. Feine Einzelleistungen von Ulli Schürer auf Linksaußen und Nina Custovic komplettierten den Torreigen in dieser Phase. Die Messe war eigentlich schon gelesen, als zwei unmittelbar hintereinander ausgesprochene und sehr fragwürdige Hinausstellungen gegen Antos und Beck den Gegner doch noch einmal ins Spiel brachten. Nürnberg nutzte die Gunst der Stunde und glich noch einmal zum 20:20 aus. Umgekehrte Ereignisse dann in der 57. Spielminuten, als zwei Clubspielerinnen auf die Strafbank mussten. Winkelhaid nutze nun seinerseits die Chance und erzwang die Entscheidung mit dem 22:21. Im folgenden Angriff war der Siegeswillen spürbar und man ließ den Gegner nicht mehr auf das eigene Tor werfen. Eine Kuriosität ereignete sich dann nach Spielende. Nachdem der TSV die letzten Sekunden gegen die zwangsläufig angeordnete Manndeckung souverän herunterspielte und noch einen Freiwurf erhielt, versenkte Christiane Antos wie schon am Ende der ersten Halbzeit auch diesen direkt im gegnerischen Tor zum 23:21 Endstand und erzielte damit ihren 12. Treffer des Spiels.

Die Freudentänze nach dem Abpfiff zeugen von der guten Stimmung innerhalb der Mannschaft und lassen erahnen, dass der Durst nach Erfolgen noch lange nicht gelöscht ist. Mit dem in Abstiegsnöte geratenen HaSpo Bayreuth empfängt man am kommenden Samstag in eigener Halle wieder einen Gegner, gegen den viele Außenstehende einen klaren Sieg voraussetzen. Doch Vorsicht. Bislang tat sich der TSV immer dann schwer, wenn er als klarer Favorit ins Spiel gegangen ist. So geschehen in Sulzbach oder zuletzt gegen Weidhausen. Volle Aufmerksamkeit und eine exzellente Einstellung werden auch gegen Bayreutherinnen erforderlich sein, die bislang unter ihren Möglichkeiten gespielt und zuletzt einen Trainerwechsel zu verkraften hatten.

 

Aufstellung TSV Winkelhaid

Janine Wiesend (Tor); Andrea Schewetschek (Tor); Konni Beck (4); Sandra Christlein (3); Vreni Götz (1); Christiane Antos (12/5); Nina Custovic (1); Iris Blankenship; Sarah-Maria Wolf; Ulli Schürer (1); Chrissie Zimmermann (1); Annette Wolf; Christina Gügel; Carina Weiler

Torschützen 1. FC Nürnberg

Miriam Schulz (3); Mona Friedrich (1); Alexandra Kitza (6/3); Tamara Glowienka (2); Verena Oberthaler (2); Pari Afghan (3); Jelene Rölz (1); Sabine Stockhorst (3)