Altes Liedgut gepflegt HERSBRUCK
- Zur Adventsfeier der
Hersbrucker Altstadtfreunde hatte Barbara
Sydenham die Holzmannstube im Hirtenmuseum vorweihnachtlich
geschmückt. Der Mundartdichter Bernhard Reil mit Gattin und Günther
Euskirchen begrüßten die Mitglieder mit dem Lied „Seht die
gute
Zeit ist nah“. Euskirchen
erinnerte an die Goldene Straße, die von Nürnberg nach Prag durch
Hersbruck führte und auf der sicher auch Lieder von Böhmischen
Fuhr-leuten in den Gasthäusern erklangen, wie das Lied „Kommet ihr
Hirten, ihr Männer und Frauen" das Carl Riedel 1868 aufgezeichnet hat,
und das vorzüglich zu der Hirtenmuseumstube passte. Bei
Luthers Kinderlied „Vom Himmel hoch da komm ich her“, das vor 450
Jahren entstand, konnten nicht alle Strophen gesungen werden.
Interessant ist, dass dieses Lied durch den
Rationalismus aus dem evangelischen Gesangbuch
1808
verbannt und erst nach 1900 wieder aufgenommen wurde. Auch das
Marienlied „Es ist ein Ros entsprungen“ hat seine Geschichte. Wie ein
Rätsel beginnt der erste Vers. im zweiten Vers folgt die Auflösung:
Maria ist diese Rose. Als das Lied 1587 in Trier erstmals erschien,
war es noch kurz, im Kölner Gesangbuch von 1599 standen bereits 23
Strophen. Berhard
Reil las dann aus seiner Fränkischen Weihnachtsgeschichte von dem
Hirten Hannes, der in der Nacht wachte und seltsame Erscheinungen
wahrnahm. Übergeleitet durch das sentimentale Lied vom
Weihnachtsbaum, an dem die Lichter brennen, gab Reil die Geschichte
vom Christbaumkauf zum Besten, von einem sparsamen Mann, dem alle
Weihnachtsbäume zu teuer waren und der zum Schluss mit einem
Tannenzweig nach Hause kam. Interessant
ist, dass gerade ein Pfarrer das Lied „Leise rieselt der Schnee“
gedichtet hat das von biirgerlicher Natur-schwärmerei und dem
gaben-bringenden Christkind handelt. Aber sicher ist es ein Zeichen des
Historismus. dass Pfarrer Eduard Ebel (1839 - 1903) dieses Lied schuf.
Geschichten vom gestohlenen Christbaum und dem verschwundenen
Weihnachtsrbaten erfreuten die Zuhörer. Leider
gibt es immer noch kein Heft mit ausgesprochen fränkischen
Weihnachtsliedern, so dass das vom Bayerischen Landesverband für
Heimatpflege herausgegebene Weihnachtsliederheft verwendet wurde, das
auch mehrere oberbayerische Lieder enthielt, wie das Rosenheimer
Hirtenlied von 1880 „Geh, mein Bruder, geh mit mir“. Mit den Liedern
„Es wird scho glei dumpa, es wird ja scho Nacht“ und dem weltbekannten
Lied vom Tannenbaum klang der besinnliche Abend bei Glühwein und
Plätzchen aus. HELMUT Süß |