HZ
Mittwoch, 30. Dezember 2009

Altes Liedgut gepflegt

HERSBRUCK - Zur Advents­feier der Hersbrucker Altstadtfreunde hatte Barbara Sydenham die  Holzmannstube im Hir­tenmuseum vorweihnachtlich geschmückt. Der Mundartdich­ter Bernhard Reil mit Gattin und Günther Euskirchen be­grüßten die Mitglieder mit dem Lied „Seht die gute Zeit ist nah“.

Euskirchen erinnerte an die Goldene Straße, die von Nürn­berg nach Prag durch Hersbruck führte und auf der sicher auch Lieder von Böhmischen Fuhr-leuten in den Gasthäusern er­klangen, wie das Lied „Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frauen" das Carl Riedel 1868 aufgezeichnet hat, und das vor­züglich zu der Hirtenmuseum­stube passte.

Bei Luthers Kinderlied „Vom Himmel hoch da komm ich her“, das vor 450 Jahren entstand, konnten nicht alle Strophen ge­sungen werden. Interessant ist, dass dieses Lied durch den Ra­tionalismus aus  dem evangeli­schen Gesangbuch 1808 ver­bannt und erst nach 1900 wieder aufgenommen wurde. Auch das Marienlied „Es ist ein Ros ent­sprungen“ hat seine Geschichte. Wie ein Rätsel beginnt der erste Vers. im zweiten Vers folgt die Auflösung: Maria ist diese Rose. Als das Lied 1587 in Trier erst­mals erschien, war es noch kurz, im Kölner Gesangbuch von 1599 standen bereits 23 Strophen.

Berhard Reil las dann aus sei­ner Fränkischen Weihnachtsgeschichte von dem Hirten Han­nes, der in der Nacht wachte und seltsame Erscheinungen wahrnahm. Übergeleitet durch das sentimentale Lied vom Weih­nachtsbaum, an dem die Lichter brennen, gab Reil die Geschich­te vom Christbaumkauf zum Besten, von einem sparsamen Mann, dem alle Weihnachtsbäu­me zu teuer waren und der zum Schluss mit einem Tannenzweig nach Hause kam.

Interessant ist, dass gerade ein Pfarrer das Lied „Leise rie­selt der Schnee“ gedichtet hat das von biirgerlicher Natur-schwärmerei und dem gaben-bringenden Christkind handelt. Aber sicher ist es ein Zeichen des Historismus. dass Pfarrer Eduard Ebel (1839 - 1903) dieses Lied schuf. Geschichten vom ge­stohlenen Christbaum und dem verschwundenen Weihnachtsrbaten erfreuten die Zuhörer.

Leider gibt es immer noch kein Heft mit ausgesprochen fränkischen Weihnachtsliedern, so dass das vom Bayerischen Landesverband für Heimatpfle­ge herausgegebene Weihnachts­liederheft verwendet wurde, das auch mehrere oberbayerische Lieder enthielt, wie das Rosen­heimer Hirtenlied von 1880 „Geh, mein Bruder, geh mit mir“. Mit den Liedern „Es wird scho glei dumpa, es wird ja scho Nacht“ und dem weltbekannten Lied vom Tannenbaum klang der besinnliche Abend bei Glüh­wein und Plätzchen aus.
HELMUT Süß



 'nauf