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Samstag, 10. Oktober 2009

Auf den Spuren der Eisenbahn

NEUKIRCHEN Die Hersbrucker Altstadtfreunde unternahmen eine Zugfahrt nach Neukirchen bei Sulz­bach-Rosenberg, um den dortigen Bahnhof kennenzulernen. Walter Schraml, der kundige Ortsheimatpfleger, empfing die kleine Gruppe am Bahnhof.

Die Reisenden staunten darüber, dass noch 1939 ein Zehntel der 1500 Bewohner bei der Eisenbahn be­schäftigt waren, und dass der Bahn­hof über einen Kilometer vom Ort entfernt liegt und auf der Gemar­kung Fichtenhof errichtet wurde, die damals zur Gemeinde Neidstein (heute Etzelwang) gehörte.

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 Die Altstadtfreunde informierten sich über den Bahnhof Neukirchen.

Bei Neukirchen, genauer Schönlind, ist der höchste Punkt der 161 Kilometer langen Ostbahnstrecke von Nürnberg bis Furth i.W. (450,99 in über dem Meeresspiegel). Hers­bruck liegt 344 m hoch. Diese Stei­gung von 105 Metern bei einer Stre­cke von 18 Kilometern konnte für die schweren Koks- und Erzzüge nur mit Schiebebetrieb überwunden werden. Da die Dampflok 01 zu leicht war, wurde die 44er Lok für Doppeltraktion oder zum Schub ab Pommelsbrunn und Hartmannshof eingesetzt. Die Steigung von Sulz­bach nach Neukirchen betrug zwar auch 51 m, doch hier war kein Schub erforderlich, da die Züge vom Hüttenwerk meist leer zurückfuhren.

Die Erzbahn aus Auerbach/Ranna war nur neun Jahre richtig in Be­trieb, obwohl dort in 185 m Tiefe über 25 Millionen Tonnen Eisenerz liegen. Nach Schließung der Erzbahn erfolgte der Transport mit Muldenkippern. Später wurde auch er eingestellt, da das Eisenerz aus Schweden hochwertiger war und billiger geliefert wurde. Mit dem Niedergang der Dampfloks nach 1975 wurde auch der Bahnhof Neukirchen stark verändert, hier waren ein Betriebswerk, Lokschuppen, Drehscheibe, fünf Wasserkräne und ein Wohnturm für Lokomotivführer.

Da eine Dampflok 33 Kubikmeter Wasser fassen kann, wurden hier ge­waltige Wassermengen benötigt, ob­wohl hier kein Gewässer vorhanden ist. So musste das Wasser der Etzel­bachquelle gefasst und durch eine Dampfmaschine vom Wasserwärter­haus aus hochgepumpt werden. Es kam anfangs in einen Turm, später in einen Hochbehälter. Auch die Versorgung der Lokomotiven mit Kohle musste sichergestellt werden.

Der Bahnhof Neukirchen wurde ohne Maschinen in Handarbeit in nur einem Dreivierteljahr errichtet. Beim Bau wurde ein interessanter Bodenschatz gefunden, nämlich Ockerfarbe. Die Farberde wurde in kleinen Schächten ans Tageslicht geholt. Neben dem Bahnhof entstand so eine große Farbmühle, die später zu einer Lackfabrik erweitert wurde. Diese Farbenfabrik war süd­lich der Bahnlinie untergebracht. Der Ockerunternehmer war Johann Röseh, der auf der nördlichen Seite der Bahn auch ein Gasthaus errich­tete. 

Für die Arbeiter beim Bahnbau 1859 war in Eichtenhof eine Kantine errichtet worden, im Lehental stand eine „Kaserne, in der die Bahn­arbeiter untergebracht wurden, ebenso in der Baracke bei der Höhle in Etzelwang. Beim Bahnbau gab es auch viele Unfälle. Der Bahnhof Neukirchen war wegen der Eisen­werke in Sulzbach und Amberg von großer Bedeutung. Di.ese stieg noch, als 1873 bis 75 die Strecke nach Weiden ausgebaut wurde.

Im Gasthaus „Ram“ in der Ortsmitte ließ man sich die Brotzeit und das dunkle Holnsteiner Bier namens „Ahnentrunk“ munden. Als alle ge­stärkt waren, begab man sieh in den ersten Stock, wo Walter Schraml schon einen Projektor aufgebaut hatte und zahlreiche Bilder von Alt-­Neukirchen und Aufnahmen von der Eisenbahn zeigte. Leider hatte er nur ein Bild von einer der ersten Dampfloks mit dem Ortsnamen Lauf und kein Bild von der Lok namens Hersbruck, die es auch gegeben haben soll.          

                     
 HELMUT SÜß



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