HZ
Ostern, 10.-13. April 2009


Mit der Bahn durch Franken

HERSBRUCK - Die Altstadtfreunde Herbruck widmen sich heuer dem Thema Bahn. Gerade durch den Bau der Ostbahn vor 150 Jahren hat sich die Stadt weitgehend verändert und es entstand ein neuer Stadtteil, dort wo einst nur Wiesen und Acker waren. .Gleich drei Filme wurde aus diesem Anlass vorgeführt.

Der erste Film von Andreas Müller zeigt die Feiern zum Eisenbahnjubiläum in Hersbruck 1985, als die Eisenbahn 150 Jahre alt wurde. Vor allem die Aktivitäten am Bahnhof wurden ausführlich dargestellt und kommentiert Leider hat der Schmalfilm durch das Überspielen auf DVD Farbverluste erlitten, die aber zum Teil auch auf das Alter des Farbfilms zurückzuführen sind.

Der zweite Film war ein Stummfilm, schwarz weiß, der 1927 gedreht wurde. Er sollte zeigen, wie durch den Bau von Eisenbahnen der Fremdenverkehr in der Fränkischen Schweiz zur Blüte kam. Waren anfangs nur vereinzelt Wanderer im Trubachtal, die den Bauern beim Mistfahren, Grasmähen, Ernten und Brotbacken zuschauten, so änderte. sieh dies mit dem Bau von Stichbahnen in die Flusstäler der Fränkischen Schweiz. Der Dampfzug brachte Hunderte von Wanderern, die mit Picknickkörben, Stecken, Decken und Hüten „bewaffnet“, sich auf den Weg zum Walberla machten

Menschenmassen unterwegs

Eine Zuschauerin war so perplex. dass sie ausrief: „Ja, was machen denn die vielen Leute alle?" Auf Decken saßen sie zu Tausenden am Südhang der Ehrenbürg und unterhielten sieh, vesperten und genossen den Tag. Bratwürste wurden auf einfachen Eisengittern gegrillt, Maßkrüge au  Fässern gefüllt, die auf Pferdewägen lagen, Lebkuchenherzen an Ständen neben. Lakritze verkauft.

Wunderschön die Landschaftsaufnahmen durch die kleinen Orte, die sieh noch auf einen Kern beschränkten und von Obstgärten umgeben waren. Von Hollfeld über Wiesenfels nach Freienfels zog eine Pfadfindergruppe mit Wimpel und Klampfe. Die Bahn brachte die Gäste nach Streitberg zur neuerbauten Jugendherberge. Leben im Blockhaus von 1921 und gezeigt, wie junge Männer im Freien sitzen, aus Feldflaschen ihren Tee trinken und auf die nahe Burg Neideck schauen. Im Fluss nähet sich eine Gruppe von Faltbootfahrern.

Das romantische Wiesenttal mit Mühlrädern und Heufuhrwerken kommt ins Bild. Muggendorf, das Quaekenschloss, der Adlerstein und reiter geht es mit der Bahn, an deren Strecke viele Telegraphenmasten stehen, nach Burggailenreuth, wo der Sage nach Eppelein von Gailingen gewohnt haben soll.

Dann eine überraschende Szene: ein Raubritterüberfall. Der Kaufmannszug wird überfallen. Während die Kaufleute ins Burgverlies geworfen werden, plündern die Ritter die Wagen und vergnügen sich bei Speis und Trank. Doch lange währt diese Idylle nicht. Eppelein wird gefangen und nach Nürnberg gebracht. Zur Überraschung der Bürger kann er sich mit einem waghalsigen Sprung über die Stadtmauer retten.

In Lederhose auf die Felsen

Neue Orte kommen ins Bild, Studentenkneipe bei der Stempfersmühle und Kletterer an der Napoleonswand, die mit kurzer Lederhosen rittlings auf eine steile Felsnadel klettern. um dann von oben mit ihren Hüten zu winken. Die Mühle unterhalb von Rabeneck, die romantischen Gässchen von Waischenfeid, Schäfer im Ailsbachtal, Heu- und Kirschenernte kommen ins Bild. Natürlich dürfen die mächtigen Felsen von Tüchersfeld nicht fehlen und auch Pottenstein mit seinem neuen Felsenbad und der nahen Teufelshöhle lockt die Sommerfrischler.

Mit Gummistiefeln bekleidet stehen Angler im Wasser und fangen Forellen, das Frankenlied Viktor von Scheffels erklingt und frisch gebackenes Bauernbrot wird von der Magd ins Haus getragen. Eine Idylle folgt der anderen. Nach einer Stunde ist der Film zu Ende. Nur die Unentwegten schauten sich auch noch den zweiten, ebenso langen Streifen an, der 1934 gedreht wurde und der Änderungen bei der Bademode zeigte. Durch die Bahn wurde diese einsame und ruhige Region für den Fremdenverkehr erschlossen — ob dies freilich nur ein Vorteil war, mag dahingestellt sein.

Helmut Süß
    





 'nauf