Mittwoch, 16. Mai 2007

  Chemnitz - eine Stadt im Wandel

Jahresausflug der Altstadtfreunde Hersbruck führte heuer in die drittgrößte Stadt Sachsens

Chemnitz

Ein Blick in Chemnitz "Gläserne City" mit dem von Helmut Jahn entworfenen
Kaufhaus, in dem sich neue und alte Gebäude spiegeln.            Foto: privat

HERSBRUCK (ep) - Jedes Mal ein neues Stück Mitteldeutschland mitseinen Kulturschätzen und Eigenarten bringt der Jahresausflug der Altstadtfreunde den Teilnehmern näher, dank der mustergültigen Vorbereitung durch Helmut Süß. Diesmal steuerte er eine Stadt im Wandel an: Chemnitz, die drittgrößte Stadt Sachsens.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts war sie zum "sächsischen Manchester" geworden und in der DDR setzte sich diese industrielle Tradition unter kommunistischen Vorzeiehen fort typisch dafür die darnalige Umbenennung in Karl-Marx Stadt (seine Büste ist geblieben). Inzwischen hat die Mehrzahl de Großbetriebe geschlossen, ein mühsamer Wandel zum Technologiezen. trum, zur Universitätsstadt und zum Handelsplatz ist im Gang.

Zum Auftakt besichtigten die Ausflügler im ländlichen Vorort Ebersdorf die reichen Kunstschätz der spätgotischen Stiftskirche, darunter ein Grabmal mit lebensgroßer Ritterskulptur von Hans Witten, einem Zeitgenossen Riemenschneiders. Erholsam nach der Anreise wai ein Spaziergang um den Chernnitzer Schlossteich im Küchwald, der mit seinen barocken Bauten und wundervollen Bäumen offensichtlich als beliebte Hochzeitskulisse dient.

Am meisten beeindruckte die Hersbrucker beim Stadtrundgang die gelungene Verbindung des Alten - 80 Prozent der Innenstadt wurden 1945 zerstört - mit dem Neuen. Sie beginnt schon beim Rathaus, wo sich dem Renaissanceteil ein neuer Teil im Jugendstil harmonisch anschließt - im Stadtverordnetensaal fasziniert ein Wandgemälde von Max Klinger -und sie setzt sich fort in der hochmodernen Kaufhaus-Architektur mit ihren imposanten Glasfassaden

Von ihrem Quartier, dem riesigen Wohnturrn des Hotels Mercure, schwärmten die meisten Ausflügler am Abend ins Theater aus, um sich von Shakespeares " Sommernachtstraum" beschwingen zu lassen.

Einen Blick in die frühe Geschichte der Stadt sie hat ihren Namenübrigens von dem Fluss, an dem sie liegt konnte man am Sonntagvormittag tun, als man in der Schlosskirche einen Gottesdienst mit Kindermusical besuchte. Bei einer kleinen "Extraführung" erklärte der temperamentvolle und witzige evangelische Pfarrer, dass die Kirche, die ursprünglich zu dem 1136 vorn Kaiser gestifteten Benediktinerkloster gehörte, nach der Reformation in ein kurfürstliches Schloss umgewandelt und später in eine Kirche rückver wandelt wurde.

Im Kulturkaufhaus Tietz staunte man über die 250 Millionen Jahre allten Stämme des "Steinernen Waldes", eine der Hauptattraktionen der Stadt.

Im sächsischen Industriemuseum gewann man einen Einblick in die früher dort beheimateten Industriezweige, vor allem die Spinnereien und die Antriebstechnik vorn Wasserrad bis zur Dampfmaschine und deren Fortentwicklung zum Lokomotiven- und Autobau, eingebettet ins Sozialgeschichtliche Umfeld.

Vom Kaßbergviertel mit mancher edlen Jugenstilfassade gelangte man zur Villa Esche, die sich dieser fortschrittliche sächsische Industrielle 1903 von dem belgischen Universalisten van de Velde ganz nach dessen vorn Jugendstil bestimmten Ideen bauen ließ. Als Gesamtkunstwerk am Beginn der modernen Architektur wurde es nach der Wende bis ins kleinste Detail originalgetreu restauriert.

Für die Kaffeepause vor der Rückfahrt hatte Helmut Süß noch einmal ein bauliches Bonbon in der Umgebung ausgesucht: das idyllische Ensemble um das Wasserschloss Klaffenbach.



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