Idyllischer Weiler mit wechselvoller Geschichte

Hersbrucker Altstadtfreunde besuchten Vorderhaslach, das durch seine renovierten Bauernhäuser besticht

HERSBRUCK - Die Hersbrucker Altstadtfreunde waren recht interessiert, als der Besuch von Vorderhaslach auf dem Programm stand. Der kleine Weiler östlich von Deckersberg wird ja nicht häufig aufgesucht.

In Vorderhaslach ist es so ruhig, dass sogar das Federvieh gefahrlos auf der Straße rumlaufen kann. 
Links und in der Mitte die Wohnhäuser der „Hofgemeinschaft‘, rechts der Löhnerhof.

Jahrhundertelang standen dort nur zwei Höfe auf der Jurahochfläche. Einer unterstand dem Almosenamt Hersbruck, der andere dem Pflegeamt Engelthal. Nach dem Ende der reichsstädtischen Zeit wurde 1808 die Gemeinde Breitenbrunn gegründet, die die Weiler Vorder- und Hinterhaslach, Hartenberg und das Dorf Breitenbrunn umfasste. 1818 standen in Vorderhaslach bereits vier Häuser, in denen 25 Einwohner lebten. 1950 zählte der Ort zwar fünf Häuser, aber nur 17 Menschen.

Vor zwölf Jahren waren es nur noch zwei Einwohner, die den „ Löhnerhof“ bewirtschafteten. Durch die Gründung der Hofgemeinschaft aus den Familien Neukamm, Schulz und Weinschenk leben nun wieder 19 Menschen auf dem „virdern Hosla“.

Besonders interessierte das alte Taglöhnerhaus, das zurzeit renoviert wird. Besitzer Michael Müller, der in einem neuen Fachwerkhaus nebenan wohnt, führte durch das Haus. Er erklärte, dass das Haus 1818 erbaut wurde, wie die Bauuntersuchungen ergaben, obwohl es die Denkmalschützer für älter hielten.

Das Haus stand vorne schon seit Jahren leer, hinten diente es als Wochenendhaus. Beide stark beschädigten Giebel wurden nun nach der vorgefundenen Art total erneuert. Im Inneren sind aber viele alte Balken und das Kalkstein- und Tuffsteinmauerwerk weitgehend erhalten. Besonders schön sind das Kreuzgewölbe im kleinen Stall und das Tonnengewölbe in der Küche, in dem sich einst ein altdeutscher Kamin befand.

Unten waren jeweils vier Räume, zwei links und zwei rechts vom Mittelflur: die Wohnstube und die Küche auf der einen Seite, die Graskammer und der Kuhstall auf der anderen. Die Schlafräume für die kinderreichen Familien befanden sich unter dem Dach, das einst mit Stroh gedeckt war. Damit die kleinen Giebelfenster im Fachwerk gelassen werden können und dennoch genügend Licht hereinkommt, wurden Hopfengauben mit mehreren Fenstern angebracht.

Im ehemaligen Bauernhof Brütting begrüßte Pächter Uwe Neukamm die Besucher. Der Löhnerhof blieb seit 400 Jahren im Familienbesitz, während im Brüttinghof die Besitzer häufig wechselten. Neukamm hat sich den ehemaligen Kasten, ein Nebengebäude dieses Hofes, zu einem schmu-cken Wohnhaus umgebaut. In der ehemaligen Remise befindet sich das urgemütliche Wohnzimmer mit viel Holz und einem Zentralofen, der wohlige Wärme ausstrahlte. Im ersten Stock sind die Schlafräume und die beiden Kinderzimmer.

Seit 1990 betreibt Neukamm Land-wirtschaft in biologisch-dynamischem Anbau. Er hält auf rund 42 ha Nutzfläche 16 Mutterkühe mit etwa 30 Jungtieren und baut Getreide an. Im alten, blau gestrichenen Bauernhaus von 1729, das 1990-92 vorbildlich renoviert wurde, zogen zwei Familien ein, die zusammen mit den Neukamms die Hofgemeinschaft Vorderhaslach bilden.

Das Wohnhaus ist in zwei  Teile geteilt und wird mit Holz beheizt, das aus den 12 ha Pachtwald selbst geschlagen wird. Heute steht neben diesen beiden  Häsern ein neuerer Stall, da der alte Stall 1958 abgebrannt ist. Aus einem eigenen Backofen wurde nichts, da er zu nahe am Geräteschuppen stand und deshalb nun als Fahrradstellplatz dient. Stark beeindruckt von der gelungenen Renovierung alter Häaser fuhren die Altstadtfreunde zur "Nachbetrachtung" nach Kainsbach ins Gatshaus Kratzer.

Helmut Süß



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