Bilderbuch aus Stein Altstadtfreunde besuchten traditionsreiche Stätten in Sachsen-Anhalt HERSBRUCK (ep) - Ein traditionsreiches
altes Städtchen mit einer gewaltigen Burg und einer der größten
deutschen Sektkellereien im kleinsten Weinbaugebiet Deutschlands, ein neu
entstehender See und ein „steinernes Bilderbuch“ waren die Hauptanziehungspunkte
bei der diesjährigen Jahresfahrt der Hersbrucker Altstadtfreunde,
die, wie nun schon seit Jahren, in eines der neuen Länder, diesmal
Sachsen-Anhalt, führte. Und wieder konnte man befriedigt feststellen,
wie viele alte Bauten vor dem Verfall gerettet werden, die unwiederbringlich
verloren gegangen wären, hätte die DDR noch zehn Jahre länger
bestanden.
Erstes Ziel war Schloss Goseck, im 9. Jahrhundert als erste Burg der Pfalzgrafen von Sachsen entstanden, 1041 zum Kloster mit stattlicher Kirche umgestaltet, aus dem nach der Säkularisation wieder ein Grafenschloss wurde. Nicht weit davon entfernt besichtigte man eine archäologische Rarität, derzeit allerdings noch im Grabungszustand: Europas ältestes Sonnenobservatorium, eine Kultanlaage, die aufzeigt, dass die Menschen schon vor 7000 Jahren Kenntnisse über die Sonne sammelten und diese mit mythischen Vorstellungen verbanden. Über Mücheln mit seinem Wasserschloss und Barockgärten steuerten die Ausflügler den derzeit entstehenden Geiseltalsee an. Wo 300 Jahre lang durch Erz- und Braunkohletagebau die Landschaft verdorben wurde und bis in die DDR-Zeit hinein 18 Dörfer vom Erdboden verschwinden mussten, füllt sich jetzt das ganze ausgebeutete, verlassene Gelände mit Saalewasser. In zehn Jahren wird man an dem neuen See mit 44 Kilometer Uferlänge wohnen können - schon jetzt werden Grundstücke mit Seeblick angeboten! Einen Kontrast zu dem anschaulichen Geschichtsunterricht dieser Fahrt bildete die Führung durch die fünfgeschossige Kelleranlage der Rotkäppchen-Sektkellerei (mit der Marke Mumm verbunden), dem mit Abstand größten Unternehmen Freyburgs. Der Sonntag war vor allem den vielen steinernen Zeugen der bis ins hohe Mittelalter zurückreichenden Vergangenheit Freyburgs gewidmet, besonders der eindrucksvollen romanisch-gotischen Marienkirche, in der die meisten Ausflügler an dem gut besuchten Gottesdienst teilnahmen. Bei der Stadtführung spielten die Gedenkstätten an den „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn eine herausragende Rolle. Nach der Mittagspause besichtigte man die hoch über der Stadt thronende gewaltige Neuenburg, die größte Burg der Thüringer Landgrafen, von denen die später heilig gesprochene Landgrafengattin Elisabeth wegen ihrer aufopfernden Fürsorge für Arme und Kranke den größten Eindruck hinterlassen hat. Besonders beeindruckt waren die Besucher von der ihrem Gegenstück auf der Nürnberger Burg sehr ähnlichen romanischen Doppelkapelle. Letzte Station war das „Steinerne Bilderbuch“
bei Großjena, zwölf riesige in den Sandstein gehauene Reliefs
aus dem 18. Jahrhundert mit hauptsächlich biblischen Szenen in denen
der Wein eine Rolle spielt. Nachdem man an der Saale noch ein oder zwei
Gläschen Unstrut-Wein probiert hatte, bestieg man schließlich
müde, aber befriedigt von den vielen neuen Eindrücken, den Bus.
Dort dankte Vorsitzender Christian Breu herzlich Helmut Süß,
denn dieser hatte wieder eine Fahrt organisiert, die den Teilnehmern ein
in unserem Raum kaum bekanntes, aber sehr sehenswertes Stück von Deutschlands
Mitte nahe gebracht hat.
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