Donnerstag,11. März 2004

Wieder neues Leben

Hersbrucker Altstadtfreunde besichtigten zwei renovierte Häuser

Eisenhüttlein 3

Das Haus Eisenhüttlein 3 war nach der Restaurierung Stadtgespräch. Mittlerweile
 hat man sich an die auffällige rot-braune Fassade gewöhnt.      Foto: T. Kohl


HERSBRUCK (hs) - Die Hersbrucker Altstadtfreunde besichtigten zwei alte Häuser, die durch gelungene Restaurierung wieder Leben gewonnen haben. Das einstmals wenig auffällige Haus Eisenhüttlein Nr. 3 ist nun zu einem Schmuckstück besonderer Art geworden. Das Haus, in dem seit Jahren der Schuhmachermeister Walter Seitz seinem Beruf nachgeht, ist den alten Hersbruckern noch als das Haus „vom Schramms Glaser“ in Erinnerung, mit einem alten Weinstock zwischen Haustür und Ladentüre.

Heute ist es das Haus mit der auffälligsten Fassade, ein Fachwerkhaus, dessen Ausfachungen bemalt sind. Der Besuch war gerade zur richtigen Zeit angesetzt, denn die Renovierung ist innen fertig, doch es ist noch nicht bezogen. Vorsitzender Christian Breu stellte in Dr. Kirsch den Hausherrn vor.

Dieser hatte das Haus erworben und wollte das Fachwerk freilegen. Aber im Denkmalamt bezweifelte man, dass es je Sichtfachwerk gewesen sei, und so empfahl man, das Haus verputzt zu lassen. Das Erstaunen war groß, als man bemalte Fachwerkfelder fand. Zuerst sollten die Balken einfach ockerfarben gestrichen und die Ausfachungen grau bemalt werden. Doch der Befund der bemalten Felder und die Sachkunde des Freilandmüseums in Bad Winds-heim führte schließlich zu der in der Barockzeit durchaus üblichen Bemalung als Sandsteinimitation.

Das Haus scheint 1665, also nach dem Dreißigjährigen Krieg, in diesem Zustand errichtet worden zu sein. Vermutlich war es gar kein Wohnhaus, sondern ein Geschäftsgebäude oder Lagerhaus, denn im oberen Stock ist nur ein großer Raum gewesen, die Wände und Balken waren schwarz — Ruß und Kasein bildeten hier die Farben. Es gab oben auch kaum Fenster, nur kleine Öffnungen mit Läden.

Der 2. Stock wurde im Zustand von 1820 hergerichtet, wie er als letzter „Originalbefund“ festgestellt werden konnte. Ein schönes Holzgeländer mit barocken Wangen führt zum Boden, der ebenfalls ausgebaut wurde. Die Wände sind innen nicht mit Rigips oder anderen modernen Baustoffen verkleidet, sondern hier ist Lehmputz mit Schilfrohren als Isolierung. Der Wandputz ist innen und -außen atmender Kalkputz. Sehr schön ist die mit einem starken Unterzug gestützte Holzdecke.

Das Haus gehörte einst zu den schönsten Fachwerkhäusern Hers-brucks, Oberer Markt 12, das 1975 abgebrochen wurde. 1537 wohnte dort der Kastner, also der nürnbergische Finanzbeamte Sebastian Melber, der als erster in der Stadt das Wasser schon im Haus hatte und es nicht am Brunnen holen musste. Zu diesem Haus, heute ein stilloser Neubau, gehörte bis 1781 das Anwesen Eisenhüttlein 3. Es hatte die Erlaubnis, die Durchfahrt zu dem Stadel dahinter, der die Stadtmauer bildete, zu überbauen, so dass noch heute das große Stadeltor im rechten Eck zu sehen ist. Vorsitzender Breu bedankte sich herzlich für die Führung und wünschte dem Eigentümer viel Glück und Zufriedenheit in dem Schmuck-stück, das er sich hier geschaffen hat.

Anschließend besichtigte die große Gruppe noch „Peters Scheune“ in der Kirchgasse. Auch hier hatte sich der Besitzer aus einem stattlichen Stadel, den einst die Firma List als Kohlenlager verwendet hatte, ein schönes Domizil errichtet. Die alten Kalksteinwände waren unverputzt und blieben es auch, die stattlichen Eichenständer stehen weiterhin im Raum und vermitteln Sicherheit. Es wurde keine Zwischendecke eingezogen, sondern der Raum blieb in der großen Höhe, wie sie Scheunen eben haben mussten, damit man mit einem beladenen Wagen reinfahren konnte.

Peter Meyer erzählte, dass er schon lange auf der Suche nach einem geeigneten Gymnastikraum war. Hier hat er nun die ideale Lösung gefunden. Weil das Gebäude schon immer eine Scheune war, war der Ausbau leicht, da keinerlei Abbrüche nötig waren. Fast 200 Jahre nach seiner Erbauung ist das Haus nun zu neuem Leben erweckt worden. Besonders der rund 60 qm große Raum wird für Schwangerschafts- und Rückengymnastik von vielen Gruppen benutzt, aber auch Klangschallenmassagen und Vernissagen finden hier statt. Neben der schönen Sauna wurde auch der vorspringende Bau mit dem Kreuzgewölbe gezeigt, der für Physiotherapie-Anwendungen genützt wird.


 
 

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